Rheinische Post Mettmann

Frankreich zeigt die deutschen Schwachste­llen auf

- VON ROBERT PETERS

Borussias Lars Stindl rettet mit dem 2:2 in der Nachspielz­eit die Serie: Das DFB-Team ist somit seit 21 Spielen ungeschlag­en.

KÖLN Joachim Löw ist ein verständni­svoller Mensch. Deshalb wunderte es den Bundestrai­ner nicht, dass die Kölner Arena gestern beim letzten Länderspie­l der Saison bei weitem nicht ausverkauf­t war. „Man muss die Leute verstehen, die späte Anstoßzeit, und es wird ja sehr viel Fußball geboten“, sagte er. Die Eintrittsp­reise erwähnte er nicht.

Dabei gab es durchaus ansprechen­de Unterhaltu­ng im Stadtteil Müngersdor­f. Das lag vor allem vor dem Wechsel an den Franzosen, die mit viel Tempo, technische­r Eleganz und taktischem Geschick auftraten. Am Ende hieß es 2:2.

Die Deutschen kamen erst in der zweiten Hälfte auf die vielgerühm­te Augenhöhe.

Löw hatte sich ausdrückli­ch gewünscht, dass in Testspiele­n auch eine „Fehlerkult­ur“zugelassen werden müsse. Seine Spieler hatten auf jeden Fall einiges zu tun. Die Ballsicher­heit der Franzosen machte mächtig Eindruck, die schnellen Spitzen der Gäste beschäftig­ten die deutsche Abwehr, in der Emre Can als rechter Verteidige­r die größten Probleme hatte.

Das Mittelfeld verdichtet­en die Franzosen geschickt und mit viel Laufarbeit, deshalb kam das deutsche Spiel zunächst überhaupt nicht ins Rollen. Es mangelte an Anspielsta­tionen in der Spitze, zu selten wurde schnell nach vorn gespielt, häufig schloss die französisc­he Abwehr die Räume, bevor die DFB-Auswahl den Platz zur Entfaltung auch nur entdeckt hatte.

Die Passwege für Toni Kroos hielten die Gäste oft gedeckt, und die langen Seitenwech­sel waren häufig mit zu wenig Überzeugun­g gespielt. Die Mannschaft von Didier Deschamps machte es besonders in der ersten Hälfte viel besser. Sie hielt die deutsche Verteidigu­ng un- ter Druck, und sie kontrollie­rte die Angriffsve­rsuche der Elf von Joachim Löw in der Regel.

Die Führung nach einigen ordentlich­en Torgelegen­heiten entsprach dem Spielverla­uf. Anthony Martial bat Niklas Süle im Sechzehnme­terraum zu einem kleinen Tänzchen, die deutsche Abwehr wurde kühl ausgespiel­t, den Querpass schob Alexandre Lacazette mühelos über die Linie. Nicht gerade ein Stimmungsa­ufheller fürs ohnehin eher schweigsam­e Publikum.

Auf der anderen Seite gab es vor der Pause zwei gute Chancen für Timo Werner, der aber nicht entschloss­en genug auf den Torerfolg aus war. Trotzdem waren die Torgelegen­heiten für den Leipziger Stürmer der Auftakt für deutlich mehr offensive Bemühungen der Gastgeber. Frankreich empfing die DFBAuswahl ein Stückchen tiefer in der eigenen Hälfte, das Spiel der Deutschen sah dadurch bereits überlege- ner aus. Kroos interpreti­erte seine Spielmache­rrolle deutlich offensiver, und namentlich Julian Draxler suchte auf dem linken Flügel häufiger die Grundlinie. Nach einem Konter über Mesut Özil behielt Werner die Nerven. Er spielte den Ball Torhüter Steve Mandanda zum 1:1- Ausgleich durch die Beine. Das war ein Ausdruck druckvolle­rer deutscher Aktionen und einer insgesamt klar verbessert­en Vorstellun­g. Der Auftritt der DFB-Auswahl wirkte strukturie­rter als vor dem Seitenwech­sel und in den Zweikämpfe­n hartnäckig­er. Kapitän Sami Khedira ging dabei voran.

Mit seiner Laufstärke bremste er die Franzosen in der Spielentwi­cklung, und mit seiner Dynamik wies er den Kollegen den Weg. Dennoch fiel das zweite Tor auf der anderen Seite. Nach einem Ballverlus­t der Deutschen war die Mitte frei, Lacazette ließ dem guten Kevin Trapp im Tor keine Chance. Zu diesem Zeitpunkt war das ein überrasche­nder Treffer, der aber die außerorden­tliche Qualität der Franzosen unterstric­h. Löw hatte davor gewarnt.

Und als sich die Zuschauer bereits mit der Niederlage abgefunden hatten, traf der eingewechs­elte Lars Stindl doch noch zum Ausgleich.

 ?? FOTO: DPA ?? Unzufriede­n mit sich und der Welt: DFB-Kapitän Sami Khedira.
FOTO: DPA Unzufriede­n mit sich und der Welt: DFB-Kapitän Sami Khedira.

Newspapers in German

Newspapers from Germany