Rheinische Post Mettmann

Beschweren Sie sich am besten hier

- VON DANIELE FUNKE

Bei der Beschwerde­stelle der Stadt können Bürger ihrem Ärger Luft machen. Ernst genommen wird dort jeder.

ERKRATH Julia Wallborn hat ein offenes, freundlich­es Wesen – als Ansprechpa­rtnerin in der Beschwerde­stelle sicher nicht die schlechtes­te Voraussetz­ung für eine friedliche und konstrukti­ve Auseinande­rsetzung mit manch aufgebrach­tem Bürger. „Jeder Mensch, der herkommt, der anruft, oder mailt, ist anders“, sagt die städtische Mitarbeite­rin recht diplomatis­ch, „und natürlich gibt es auch Bürger, die sehr wütend sind. Da ist es dann wichtig, erstmal Ruhe zu wahren, um deeskalier­end zu wirken.“

Seit zwölf Jahren kümmert sich Julia Wallborn um die vielschich­tigen Belange der Erkrather. „Meistens sind es saisonale Anliegen. So geht es im Winter darum, dass Straßen noch nicht gestreut sind, im Sommer sind die Blumen in öffentlich­en An- lagen nicht genügend gegossen“, weiß die Angestellt­e, „ansonsten gibt es immer wieder Ärger über zu lange Wartezeite­n in Ämtern oder jemand bekommt einfach eine gewünschte Auskunft nicht.“Häufig kann Julia Wallborn konkrete Lösungen anbieten, etwa wenn sie dem Bürger einen speziellen Sachbearbe­iter nennen kann oder den genauen Zeitraum, an dem in der entspreche­nden Straße gestreut wird. Ansonsten hilft auf jeden Fall ein Gespräch, in

dem ganz deutlich werden muss. „Der Bürger muss sich ernst genommen und nicht alleine gelassen mit seinem Problem fühlen. Das ist eines unserer Hauptanlie­gen. Wir können nicht verspreche­n, dass alles nach Zufriedenh­eit aller ablaufen kann, aber wir können garantiere­n, dass wir stets ein offenes Ohr haben und bestmöglic­h nach einer Lösung suchen.“In aller Regel wenden sich die Menschen per Telefon oder

Mail an die Sachbearbe­i- terin, eher selten kommen die Bürger direkt in das Büro der Beschwerde­stelle. Meistens werden Beschwerde­n höflich vortragen, sollte sich aber jemand mal im Ton so richtig vergreifen, dann kann die ansonsten doch recht stressresi­stente Julia Wallborn sehr resolut werden. „Es kommt vor, dass ich das Gespräch beenden muss, weil ich beleidigt werde, dann weise ich darauf hin, dass die Person sich erst einmal beruhigen sollte, be- vor wir weiter reden können. Und tatsächlic­h kommen dann ab und an auch Entschuldi­gungsanruf­e.“

Sehr häufig wenden sich aufgebrach­te Bürger an sie mit Wut auf den Nachbarn, zum Beispiel weil die Äste von dessen Baum auf das eigene Grundstück ragen. Für solch „zivile“Auseinande­rsetzungen aber ist die Beschwerde­stelle nicht gedacht. „In solchen Fällen verweise ich auf die beiden Schiedsmän­ner in unserer Stadt. Die helfen und treten als Vermittler oder Mentor ins dieser Art von Streitigke­iten auf.“

Julia Wallborn mag ihre Arbeit sehr und hat auch überhaupt kein Problem damit, dass sie erste offizielle Anlaufstel­le für den Ärger der Gemeinde ist. „Ich kann mich da sehr gut abgrenzen, ich weiß, dass die Wut nicht gegen mich als Person gerichtet ist. Insofern macht mir das überhaupt nichts aus.“Im Gegenteil: Oft freut sie sich sogar, wenn sie von außen auf Missstände hingewiese­n wird. „Wir können ja nicht überall gleichzeit­ig sein und manchmal sehen wir dir Beschwerde­n auch mehr als gut gemeinte Anregung.“

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