Rheinische Post Mettmann

Für Boll geht derzeit „alles wie im Flug“

- VON TINO HERMANNS

Der Borusse spielt mit 36 wieder sein bestes Tischtenni­s. Bei den Swedish Open lässt er Teamkamera­d Karlsson den Vortritt.

Kristian Karlsson ist der einzige Borusse, der bei den Swedish Open in Stockholm im 32 Spieler umfassende­n Hauptfeld steht. Der 26-Jährige verdankt das seiner Position 27 in der Tischtenni­s-Weltrangli­ste. Heute Abend muss der Schwede in seinem Heimatland erstmals ran, Gegner ist ein Qualifikan­t.

Das hätte auch Borussia-Kollege Anton Källberg sein können. Dieser gehört wegen seiner Weltrangli­stenplatzi­erung 75 und der starken Besetzung in Stockholm nicht zum Kreis der 16 Gesetzten und musste in Qualifikat­ionsgruppe 32 gegen den Engländer Andrew Baggeley (WR 151) und den Finnen Miikka O’Connor (WR 621) ran. Das war nur teilweise von Erfolg gekrönt. Gegen O’Connor gewann Källberg mit 4:0 Sätzen, aber gegen Baggeley setzte es eine 1:4-Niederlage. Da nur der Gruppensie­ger weiterkam, war der Düsseldorf­er in seiner Heimat schon früh gescheiter­t.

Källberg hat bei internatio­nalen Turnieren derzeit keinen guten Lauf. Schon in der Vorwoche, bei den German Open in Magdeburg, war die Qualifikat­ion Endstation. Im Gegensatz zu Karlsson, der sich dann aber in der ersten Hauptrunde gleich seinem Klubkamera­den Timo Boll (WR 4) gegenübers­ah. Beim 4:1-Sieg des 36-Jährigen wurde der Abstand in der Weltrangli­ste sportlich verdeutlic­ht.

Bolls Erfolg war nur der Beginn eines Siegeszuge­s, der erst im Finale vom Ex-Düsseldorf­er und Nationalsp­ieler Dimitrij Ovtcharov (WR 3) gestoppt wurde. „Sie machen es wie früher die Schweden“, lobte Bundestrai­ner Jörg Roßkopf. „Sie tun in der ersten Runde nur das unbedingt Nötige.“Am Ende, wenn es in die heiße Phase geht, haben sie noch Reserven für den entscheide­nden Punch.

In Magdeburg bezwang Boll die halbe Weltelite. Er ließ Vize-Europameis­ter Simon Gauzy (WR 8) beim 4:1-Sieg genauso wenig eine Erfolgscha­nce wie Chinas Hoffnung Lin Gaoyuan (WR 7). „Wieder habe ich einen Chinesen geschlagen. Das fühlt sich gut an. Ich wusste, dass es eine extrem schwere Begegnung werden würde“, gab Boll zu Protokoll. „Da ich für mein Spiel Lockerheit brauche, habe ich mich nicht unter Druck gesetzt.“Der Borusse stand im Halbfinale und zeigte dort dem Koreaner Lee Sangsu (WR 13) beim 4:0 (11:4, 11:9, 11:4, 11:9), wie gut man mit 36 Jah- ren noch Tischtenni­s spielen kann. „Irgendwie ging alles wie im Flug. Ich habe meinen Gegner komplett durcheinan­der gebracht und viel variiert. Es hat wirklich alles geklappt“, frohlockte Boll.

Und dann kam es im letzten Spiel im Kampf um den German-OpenTitel zum innerdeuts­chen Duell gegen Ovtcharov. In einer hochklassi­gen Partie auf Augenhöhe unterlag Boll mit 3:4 (11:9, 5:11, 9:11, 11:6, 7:11, 11:7, 6:11). „Dimitrij war im passiven Spiel einen Tick besser. Wir schweben im Moment alle auf einer Welle. Es ist schön, wenn zwei Deutsche das Welt-Tischtenni­s dominieren“, resümierte Boll. Er ist damit für die World Tour Grand Finals vom 14. bis 17. Dezember in Astana (Kasachstan) qualifizie­rt.

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FOTO: DPA Timo Boll

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