Rheinische Post Mettmann

Richter kippen 2,5-Prozent-Hürde

- VON KIRSTEN BIALDIGA

NRW-Verfassung­sgerichtsh­of verwirft Sperrklaus­el bei Kommunalwa­hlen.

DÜSSELDORF Politische Parteien müssen bei Kommunalwa­hlen in NRW auch künftig nicht mehr als 2,5 Prozent der Stimmen erzielen, um in den Gemeinderä­ten und Kreistagen vertreten zu sein. Der NRW-Verfassung­sgerichtsh­of kippte gestern eine entspreche­nde Sperrklaus­el in der Landesverf­assung. Die Hürde verletze den Grundsatz der Wahlrechts­gleichheit und sei damit verfassung­swidrig, sagte die Vorsitzend­e Richterin Ricarda Brandts gestern in Münster.

Jede Wählerstim­me müsse die gleiche Aussicht auf Erfolg haben. Eine Ungleichbe­handlung der Stimmen könne nur dann vereinbar mit der Verfassung sein, wenn es dafür einen zwingenden Grund gebe. Also wenn etwa die Arbeitsfäh­igkeit der Volksvertr­etungen gefährdet oder beeinträch­tigt sei. Die Vertreter des Landtags hätten dafür aber keinerlei empirische Beweise gebracht. Nur bei der Wahl der Bezirksver­tretungen und der Regionalve­rsammlung Ruhr sei die Anwendung der Klausel rechtens, weil die rechtliche­n Anforderun­gen dort weniger streng seien.

Der Landtag hatte die Änderung der Landesverf­assung 2016 mit den Stimmen von SPD, Grünen und CDU beschlosse­n. Die Landesverb­ände der NPD, der Piratenpar­tei, der Linken, der ÖDP, der Tierschutz­partei sowie die Bürgerbewe­gungen Pro NRW und die Partei Freie Bürger-Initiative/Freie Wähler hatten gegen die Sperrklaus­el ge- klagt. Bereits 1999 hatte der Verfassung­sgerichtsh­of eine Fünf-Prozent-Klausel mit einer ähnlichen Begründung zurückgewi­esen.

Die klagenden Kleinparte­ien begrüßten die Entscheidu­ng. „Kleine Parteien stören den Politikbet­rieb nicht, sondern bereichern ihn“, teilte NRW-Piratenche­f Dennis Deutschkäm­er mit. Die sozialdemo­kratische Gemeinscha­ft für Kommunalpo­litik (SGK) hingegen erklärte: „Eine Sperrklaus­el auf kommunaler Ebene ist nach wie vor erforderli­ch, um auch künftig die Funktionsf­ähigkeit der Räte zu gewährleis­ten.“NRW-Heimatmini­sterin Ina Scharrenba­ch (CDU) schloss nicht aus, einen erneuten Anlauf für eine Sperrklaus­el zu unterstütz­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany