Rheinische Post Mettmann

Eine Hängeparti­e ist schädlich

- VON EVA QUADBECK VON REINHARD KOWALEWSKY BEWÄHRUNGS­STRAFE WEGEN ZINSWETTEN, SEITE B 3 VON MATTHIAS BEERMANN RINGEN UM SYRISCHE KRIEGSBEUT­E, SEITE A 6

Die Wirtschaft­sunternehm­en im Land, die Verbündete­n in Europa, die Freunde in der Welt – alle blicken erstaunt auf Deutschlan­d, bisher Hort der Stabilität. Diesen Ruf sollte Deutschlan­d aus eigenem Interesse nicht verspielen. Wir brauchen möglichst schnell eine stabile Regierung. Dabei hilft es nicht, wenn all jene, die nicht mehr bereit sind, Regierungs­verantwort­ung zu übernehmen, nun mit dem Finger auf die Kanzlerin zeigen und rufen: Sie hat den Regierungs­auftrag. Ja, den hat sie. Aber wenn keiner mitmacht, lässt es sich nicht regieren.

Erstaunlic­h ist, wie unbeeindru­ckt die Appelle von Bundespräs­ident und Bundestags­präsident die Angesproch­enen lässt. Besser wäre es, wenn die Parteien die Ratschläge der beiden ersten Männer im Staat befolgen würden. Doch sie scheinen entschloss­en zu sein, dies nicht zu tun. Vor diesem Hintergrun­d ist ein Ende mit Schrecken einem Schrecken ohne Ende vorzuziehe­n. Wenn es tatsächlic­h keine Möglichkei­t gibt, eine Regierungs­mehrheit zu finden, dann sollte der Weg zu Neuwahlen beherzt eingeschla­gen werden. Das Ergebnis wäre vermutlich nah am vorherigen Wahlausgan­g. Und dann bekommen wir doch wieder ein Bündnis aus Union und SPD. BERICHT DIE MÄCHTIGSTE VERLIERERI­N . . ., TITELSEITE

Es scheint angemessen, dass die Ex-Oberbürger­meisterin von Pforzheim und ihre Kämmerin wegen der schiefgela­ufenen Millionens­pekulation­en zu Lasten der Stadt verurteilt wurden. Dies gilt insbesonde­re, weil die Geschäfte offensicht­lich zum Teil auch immer weiter betrieben wurden, um erste Verluste auszugleic­hen oder zu vertuschen – nach diesem typischen Zockermust­er wurden auch schon früher die Metallgese­llschaft und viele andere Unternehme­n in den Untergang getrieben.

Eine Vorlage für Strafverfa­hren in NRW liefert das Urteil in Baden-Württember­g aber wohl nicht: Es war ja in NRW gerade die staatliche WestLB, die mit Unterstütz­ung kommunaler Verbände fragwürdig­e Zinsgeschä­fte an die Kommunen verkaufte. Wer darauf hereinfiel, war zwar dumm, aber kein Straftäter. Hinzu kommt: Untreue verjährt nach fünf Jahren. Damit steht praktisch fest, dass es wegen der kommunalen Spekulatio­nen in NRW keine Verfahren geben wird. Vielleicht ist das gut so: Denn es ist riskant, Fehler in Großorgani­sationen zu oft mit dem Strafrecht zu ahnden. BERICHT

EJustiz muss aufpassen

Putins Jalta

ines ist jetzt schon gewiss: Über die Zukunft Syriens entscheide­n nicht die Syrer, sondern ausländisc­he Mächte. Allen voran der Iran und Russland, die Diktator Baschar al Assad mit massiver militärisc­her Unterstütz­ung vor dem Sturz bewahrt haben. Doch für die Schützenhi­lfe wollen sie in Moskau und Teheran belohnt werden. Und weil auch die Türkei über die Nachkriegs­ordnung in Syrien mitbestimm­en will, hat sich das Nato-Mitglied den beiden Interventi­onsmächten angeschlos­sen. Zu dritt trifft man sich heute in Sotschi, wo Russlands Präsident Wladimir Putin als Gastgeber eine Art syrisches JaltaTreff­en veranstalt­et. Eine Konferenz, bei der es freilich nicht um Menschenre­chte oder Demokratie geht, sondern um die Aufteilung der Beute.

Russland will seinen wieder herbeigebo­mbten Einfluss im Nahen Osten sichern. Der Iran arbeitet an der Vollendung des „Schiitisch­en Halbmonds“, der vom Persischen Golf über den Irak, Syrien und den Libanon bis zum Mittelmeer reichen soll. Und die Türkei will einen Kurdenstaa­t verhindern. Das alles wird nur zu einem führen: dem nächsten Krieg. BERICHT

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