Rheinische Post Mettmann

Easyjet will in Berlin den Platz von Air Berlin einnehmen

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Frühere Air Berlin-Mitarbeite­r, die sich bei Easyjet bewerben, dürften froh sein, dass sie nicht vor der Frage standen, ob sie sich bei Ryanair bewerben müssen. Dass der orange Billigflie­ger aus Großbritan­nien den Zuschlag bekommen hat für die 25 Flugzeuge und bis zu 1000 Mitarbeite­r, ist deshalb von Vorteil, weil die Briten sich anders als ihr irischer Wettbewerb­er an die Sozialgese­tzgebung in den unterschie­dlichen Ländern halten, in denen sie operieren. Ihre Zusammenar­beit mit den jeweiligen Gewerkscha­ften ist gut, während Ryanair diesen feindlich gegenübers­teht.

Die Air-BerlinMita­rbeiter können sich sogar auf Übergangsg­elder und weitgehend ähnliche Einkommens­bedingunge­n freuen, wenn sie denn mit ihrer Bewerbung erfolgreic­h sind – und da unterschei­det sich der britische Billigflie­ger sogar von der Lufthansa-Tochter Eurowings. Die will zwar die Berufserfa­hrung der Berliner Kollegen anerkennen, aber nicht das Gehaltsniv­eau.

Easyjet scheint das auch stemmen zu können. Das Unternehme­n hat zwar auch unter dem harten Wettbewerb der letzten Jahre gelitten, hat aber seine Kosten im Griff und freut sich auf steigende Ticketprei­se. Solange die Übertreibu­ngen nach unten nur korrigiert werden, dürften die Passagiere das verschmerz­en. Übertreibe­n sollte aber auch eine solide aufgestell­te Gesellscha­ft wie Easyjet nicht. Die Herausford­erungen der nächsten Jahre bleiben. Bei den Kosten, aber auch bei der Bewältigun­g der Brexit-Folgen. Wie chaotisch es nach einem womöglich ungeordnet­en Austritt im Luftverkeh­r zugehen könnte, das nämlich kann man noch nicht seriös abschätzen.

Zunächst belastet die Air-BerlinÜber­nahme die Briten noch: 56 Millionen Euro Verlust sind eingeplant, weil Auslastung und Erträge in Tegel zunächst vergleichs­weise gering sein werden, wie Easyjet mitteilte. Zudem verursache die Übernahme im seit Oktober laufenden Geschäftsj­ahr Kosten von rund 100 Millionen Pfund, darunter der Kaufpreis von 40 Millionen Euro, Kosten für das Umrüsten der Flugzeuge, die Umstellung des Flugbetrie­bs und die Ausbildung neuer Leute. Ab 2019 aber werde sich das Geschäft auszahlen, sagte EasyjetChe­fin Carolyn McCall. Die Transaktio­n soll im Dezember abgeschlos­sen werden.

Im vergangene­n Geschäftsj­ahr (30. September) fiel der Gewinn bei Easyjet um 30 Prozent auf 305 Millionen Pfund. Der Umsatz zog um acht Prozent auf 5,05 Milliarden Pfund an.

„Wir sind die führende Kurzstreck­en-Airline in Schönefeld und Tegel“

Carolyn McCall

Easyjet-Chefin

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