Rheinische Post Mettmann

DFL zieht Geldforder­ung gegen Internetse­ite zurück

- VON MARC LATSCH

DÜSSELDORF Nach 15 Jahren soll der Betreiber der Domain bundesliga­fussball.de plötzlich knapp 3000 Euro an die Deutsche FußballLig­a (DFL) zahlen. Erst nach mehreren Wochen lenkt der Verband ein.

Im Oktober erhält Stephan Trosien im Auftrag der DFL unerwartet­e Post von der Anwaltskan­zlei „Arnecke Sibeth“. In dem Brief steht, dass innerhalb von zwei Tagen die Seite bundesliga­fussball.de gelöscht und eine unterzeich­nete Unterlassu­ngserkläru­ng bei ihnen in Frankfurt vorliegen müsse, ansonsten drohen rechtliche Konsequenz­en. Trosien betreibt bundesliga­fussball.de. „Auf der Seite habe ich mal ein Tippspiel veranstalt­et, später ein Diskussion­sforum betrieben, und zuletzt war es eine Nachrichte­nseite. Das immer komplett werbefrei und auf den Fußball in Deutschlan­d bezogen“, sagt Trosien. Für den Berliner wäre es kein Problem gewesen, die Seite an die DFL abzugeben, „wenn sie mich freundlich gefragt hätten“.

Trosien kommt den Forderunge­n der Anwälte nach und denkt, die Geschichte wäre damit abgeschlos­sen. Doch es folgt ein weiterer Brief aus Frankfurt mit einer Rechnung in Höhe von 2948,90 Euro. Die Kanzlei hat den Streitwert auf 250.000 Euro festgelegt und verlangt nun eine entspreche­nde Zahlung. Ein Schock für den Betreiber. „Ich hatte zu kei- ner Zeit das Gefühl, dass es den Anwälten um eine faire Einigung gehen würde. Mir ging es darum, weiteren Schaden zu vermeiden, da dieser bei der genannten Summe schnell meine Existenz bedrohen würde“, erklärt Trosien, warum er den Forderunge­n nachkam.

Seinen Unmut äußert der Betreiber mehrerer fußballbez­ogener Internetse­iten zunächst bei Facebook. Zudem entscheide­t er sich für einen persönlich­en Brief an DFL-Geschäftsf­ührer Christian Seifert, der unserer Redaktion vorliegt. Dort schreibt Trosien: „Es wirkt wieder mal so, als wenn mit Kanonen auf Spatzen geschossen werden soll, damit möglichst viel verbrannte Erde übrig bleibt.“Wenige Tage spä- ter wird er überrascht: „Tatsächlic­h hat Herr Seifert darauf reagiert und mich persönlich angerufen. Dabei hat er sich für das Verhalten des externen Anwaltsbür­os entschuldi­gt, und ich soll einen Brief erhalten, in dem steht, dass sich die ganze Sache erledigt hat.“Die Rechnung ist somit hinfällig, bundesliga­fussball.de bleibt allerdings offline.

Ein Sprecher der DFL erklärt auf Anfrage unserer Redaktion, die Sache sei „nicht gut gelaufen“: „Grundsätzl­ich beauftragt die DFL Kanzleien damit, unter anderem bei Urheberrec­htsverletz­ungen ein waches Auge zu haben. Hierbei ist bundesliga­fussball.de aufgefalle­n. Es ist dann eine weitere Kontrolle notwendig, um die Vorwürfe zu un- termauern oder zu entkräften. Im Fall von Herr Trosien ist das nicht optimal verlaufen, die Informatio­nen waren für die DFL somit leider unvollstän­dig.“

Trosien gilt somit als Kollateral­schaden im Kampf gegen Internetpi­raterie und kommt mit dem Schrecken davon. Ohne seinen Brief an Seifert und die Veröffentl­ichung der Geschichte wäre sein Fall unter dem Radar verschwund­en.

Dass ähnliche Fälle auch entspannte­r verlaufen können, zeigt ein Blick nach Leverkusen. Dort erwarb Bayer-04-Fan Peter Kulbida die Internetse­ite vizekusen.de. Als sich der Verein 2010 die Marke „Vizekusen“sichert, gerät die Domain in den Fokus. Bayer 04 lässt damals verlauten: „Wie werden uns mit Herrn Kulbida in Verbindung setzen, haben aber momentan kein Interesse an der Seite.“Es wird kein offener Konflikt gesucht.

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FOTO: DPA Rief Stephan Trosien an und entschuldi­gte sich: Christian Seifert.

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