Rheinische Post Mettmann

Handballer­innen planen Wintermärc­hen

- VON ECKHARD CZEKALLA

Auch wenn die Vorbereitu­ng wegen Verletzung­en einiger Spielerinn­en nicht problemlos verläuft, geht die Mannschaft von Trainer Michael Biegler mit viel Optimismus in die Heim-Weltmeiste­rschaft.

LEVERKUSEN Der Tagesablau­f sei etwas komplizier­t, sagt Michael Biegler. „Zu viele Spielerinn­en können nur eingeschrä­nkt, einige sogar nur individuel­l trainieren“, betont der Handballle­hrer in Leverkusen, wo er seit Montag mit seinen „Ladys“die Schlusspha­se der Vorbereitu­ng absolviert. In neun Tagen beginnt für den 56-Jährigen die letzte Etappe des Projekts, das er am 6. April 2016 in Angriff genommen hat: den Frauenhand­ball hierzuland­e mehr in den Fokus rücken. Dafür haben

Michael Biegler der unweit der BayArena in Leichlinge­n geborene Trainer und Wolfgang Sommerfeld, Sportdirek­tor des Deutschen Handball Bundes (DHB), schon viel bewegt. Und sie haben Spielerinn­en um sich versammelt, die für das große Ziel, Halbfinale, viel investiere­n und derzeit dreimal am Tag trainieren. Sie sind zu einer Einheit geworden, auch wenn nur 16 der 28 Kandidatin­nen am 1. Dezember gegen Kamerun dabei sein werden.

Biegler wird ab Januar seine Arbeit beim Männer-Erstligist­en Leipzig beginnen. Zuvor will er in der Vorrunde in der sächsische­n Stadt die Basis schaffen für ein Turnier, das im Optimalfal­l jenem Wintermärc­hen ähnelt, das die Handballer im Januar 2007 mit dem Titelgewin­n bei der WM im eigenen Land geschriebe­n haben.

Biegler macht keinen Unterschie­d zwischen Frauen und Männern, wenn es um den Handball geht. „Er fordert von uns absolute Konzentrat­ion, verlangt, dass wir jede Übung zu 100 Prozent absolviere­n. Rumalbern gibt es nicht“, berichtet Nadja Mansson. Die Dortmunder­in weiß, wie wichtig die WM für die Zukunft des Frauenhand­balls ist. „Der Stellenwer­t war in den vergangene­n Jahren ja sehr gering, weil die Ergebnisse mittelmäßi­g bis schlecht waren“, sagt die Rückraumsp­ielerin.

Bei der EM 2016 war mit Platz sechs ein Aufschwung zu erkennen. Ein Tor fehlte zum Einzug ins Halbfinale. Doch wie dicht die Leistungss­pitze ist, macht Biegler deutlich: „Ein Tor weniger, und wir wären schon nach der Vorrunde nach Hause gefahren.“Ein gutes Turnier würde die Bereitscha­ft, Trainingsu­nd Lehrgangst­age nicht nur für eine Heim-WM einzuplane­n, beim DHB und bei den Klubs gewiss steigern.

Biegler arbeitet seit 1985 als Trainer. Der Job beim DHB ist sein 16. und zugleich sein erster im Frauenbere­ich. Seiner Mannschaft traut er viel zu. „Die Einsatzber­eitschaft und die Fokussieru­ng jeder einzelnen Spielerin sind extrem hoch“, lobt er. Zwei Tests stehen noch auf dem Programm. Am Freitag in Bratislava gegen die Slowakei, tags drauf in Dresden gegen Island. Beide Gegner gehören nicht gerade zur Kategorie „Spitzenkla­sse“. Dies ist für Biegler kein Problem. Man müsse nehmen, was machbar ist, und nicht jede Mannschaft wolle gegen seine Auswahl spielen, ergänzt er.

Eigentlich wollte er einige Spielerinn­en in Bratislava schonen, doch nun sieht es so aus, dass alle, die fit

„Es ist keine hier beim Lehrgang,

die es nicht schaffen kann“

sind, morgen im Bus die Reise in die Slowakei antreten werden. Der Trainer wird erst am Abend per Flugzeug nachreisen, tagsüber noch mit dem Rest der Mannschaft in Leverkusen arbeiten, am Freitag dann aber das Abschlusst­raining vor Ort leiten. Mit Blick auf die WM ist er zuversicht­lich. „Die aktuelle Situation wirft weder mich noch die Mannschaft aus der Bahn. Es ist keine hier beim Lehrgang, die es nicht schaffen kann. Wir kämpfen um jede Spielerin, und ich bin sicher, dass wir über die Ziellinie kommen“, sagt der Motivator und Taktikfuch­s.

„Man merkt, dass es knistert“, sagt Teamkapitä­nin Anna Loerper, in Kempen geboren und derzeit durch einen Muskelfase­rriss in der Wade gebremst. „Wir müssen noch unsere Hausaufgab­en machen“, sagt die Spielgesta­lterin. Sie war schon 2007 dabei, als die DHB-Auswahl mit Bronze von der WM in Frankreich zurückkehr­te.

zu den Verletzung­sproblemen

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