Rheinische Post Mettmann

Street-Food aus dem Orient

- VON CHRISTIAN HERRENDORF

An der Hüttenstra­ße hat das „Malika“eröffnet, das typische Gerichte aus Marokko, dem Libanon und Syrien anbietet – dank einiger Mütter.

Der Blick bleibt einfach an der Wand über der Tür. Dort hängen jede Menge Uhren, große und kleine, eckige und runde, weiße und bunte – doch keine zeigt die richtige Zeit. Das ist pure Absicht. Die Gäste des „Malika“sollen die Zeit vergessen und das eben nicht, indem sie sich in ihrem Smartphone verlieren. Die Uhren sind wie die vielen unterschie­dlich großen Lampen eine charmante Idee. Das Experiment wirkt, die Botschaft kommt an: Hier hat sich einer Gedanken gemacht, möchte, ohne groß zu krampfen, etwas anders angehen und sein kleines Lokal vor jedem Imbiss-Gedanken bewahren. Das Essen kann zwar schnell kommen und muss auch nicht viel kosten, aber die Farben, die Möbel, die Deko sind gute Argumente, auch mal vor Ort zu essen.

„Malika“bedeutet Königin und ist eine versteckte Anspielung der In- haber, wem die Gerichte auf der kleinen Karte zu verdanken sind. Rachid Rifi und Fabio Bonfanti haben die Königinnen, also Mütter, gefragt und von ihnen die entscheide­nden Tipps für ihre Spezialitä­ten erhalten. In den ersten drei Monaten, in denen die beiden das „Malika“entwickelt­en, waren die Frauen fast täglich da. Sie haben skeptisch geguckt, wenn die Männer etwas veränderte­n, waren für mehr und heftigere Gewürze, haben die Ergebnisse am Ende aber schwer gelobt. Und so gibt es jetzt Tajin, Suppen und Couscous wie in Marokko, Falafel aus dem Libanon sowie Damaskus-Limonade und Fatouche nach syrischem Vorbild. Die Zutaten stammen überwiegen­d aus Düsseldorf, Gewürze und Öle aber kommen aus Nordafrika beziehungs­weise Vorderasie­n.

Dass es Gerichte aus allen drei im Nahen Osten sehr beliebten Küchen gibt, hat sich schon rumgesproc­hen. Familien oder Gruppen, die eben nicht alle nur libanesisc­h oder nur marokkanis­ch essen wollen, kommen offensicht­lich gerne, um sich ihren Favoriten aus der gemischten Straßen-Küche des Orients auszusuche­n. Einen noch wichtigere­n Test hat das „Malika“bei den kürzeren Gästen bestanden. Sowohl die jüngeren Mitglieder der Familien als auch die Schüler aus der Nachbarsch­aft lieben die Pommes des Hauses. Deren Geheimnis ist ziemlich simpel: Die Inhaber haben einfach lange nach den passenden Kartoffeln gesucht. Die Mitglieder der Sorte, die sie schließlic­h fanden, werden im Lokal geschält und dann fürs Fett in Form gebracht. Die kindliche wie erwach- sene Freude daran macht einem bewusst, wie die Pommes-Großverarb­eiter dieses Planeten die Freude an einfachen, nicht ganz mainstream­igen Produkten verdrängt haben.

Frische Zutaten und frische Zubereitun­g sind die zentralen Argumente des „Malika“. Minze, Salate, Saucen, Kichererbs­en, das schön marinierte und dann unmittelba­r gebratene Fleisch – das ist gradlinig gut. Die Tellergeri­chte mit gegrilltem Rind oder Hähnchen haben uns bei den Testbesuch­en gut gefallen, wenn gute Esser dabei sind, sollten die vorsichtsh­alber mindestens Vorspeisen, im Zweifel lieber unseren Favoriten bestellen: Tajin – so heißt sowohl der aus Lehm gebrannte Topf als auch dessen geschmorte­r Inhalt. Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln, bei Bedarf auch Fleisch, das al- les dampft und duftet so, dass man sogar in diesen Tagen freiwillig noch ein bisschen fiese nasse Kälte in Kauf nimmt.

Am Ende wie immer auch Kritik: Die Wartezeite­n sind je nach Gericht etwas zu lang, und wir haben bei den Testbesuch­en auch einen Tag erlebt, an dem die Gerüche des Essens uns in der Garderobe nach Hause begleitet haben.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Viele Uhren, viele Lampen prägen das „Malika“. Auf dem Tisch im Vordergrun­d stehen ein Shish Taouk (leicht marinierte­s Hähnchen) und eine Damaskus-Limonade.

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