Rheinische Post Mettmann

Mit Mutti nur schick auf die Kö

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Im Moment fährt Isabel Varell täglich von ihrem Wohnort Köln nach Düsseldorf. Denn sie gastiert mit dem Stück „Sommeraben­d“im Theater an der Kö. Darin spielt die betrogene Ehefrau eines Arztes, für deren Verhalten sie privat nur wenig Verständni­s aufbringt: „Sie hat sich in ihr Schicksal gefügt, der soziale Status war ihr wichtiger.“Varells Augen blitzen, man spürt, sie selber hätte eigenständ­iger gehandelt. Schöne und traurige Erinnerung­en verbindet sie mit ihrer ehemaligen Heimatstad­t: „Ich hatte eine schwierige Familienge­schichte und war kein glückliche­s Kind.“Die Sängerin und Schauspiel­erin wurde 1961 in Kempen geboren, wuchs im Saarland auf und zog nach der Scheidung ihrer Eltern mit ihrer Mutter nach Düsseldorf. Da war sie neun Jahre alt. Die Schatten der Vergangenh­eit sind längst verweht, daher macht ihr die Rückschau auf vertraute Orte Spaß. Der Tritonenbr­unnen Spontan klettert Isabel Varell auf die schneeweiß­e Figur wie in ihrer Kindheit. „Das geht sogar noch, nach bald 40 Jahren“, freut sie sich. „Damals war mir weder die Historie des Brunnens noch die Schönheit dieser Straße bewusst.“Heute ist ihre Sicht eine andere: „Der Graben, die alten Bäume – einzigarti­g. Wenn ich mit meiner Mutter auf die Kö ging, musste ich mich schick anziehen. Diese Eleganz ist noch immer da. Sehe ich eine Gruppe von Menschen, weiß ich sofort, ob ich in Köln oder Düsseldorf bin.“ Der Burgplatz Hier wohnte Isabell Varell einst mit ihrem Herzensfre­und Hape Kerkeling. „Wir haben auf den Schlosstur­m geguckt und fanden es toll. Dabei war der Rheinufert­unnel noch gar nicht fertig, unten brausten die Autos vierspurig vorbei. Und jetzt? Die Rheinprome­nade ist ein Traum. Bei einem Cocktail den Sonnenunte­rgang genießen – mir fällt keine Stadt ein, in der das schöner sein könnte.“ Die Oberkassel­er Rheinwiese „Ich muss dabei an die große Kirmes denken. Wir hatten am Burgplatz einen unschlagba­ren Blick auf die Buden und Karussells. Das gesamte Ensemble wirkte wie ein fröhliches Gemälde. Wenn der Wind günstig stand, wehte der Duft von gebrannten Mandeln bis in unser Wohnzimmer.“Die Faszinatio­n der Kirmes ist bei ihr nie verflogen, jeden Sommer kehrt sie zurück. Der Grafenberg­er Wald Isabel Varell ist eine begeistert­e Läuferin. „Wo immer ich bin, meine Laufschuhe sind im Koffer dabei“, erzählt sie. „Früher mochte ich die Trimmdich-Strecke sehr gern.“Noch heute verabredet sie sich manchmal mit einer Düsseldorf­er Freundin zum Walken im Wald und sagt: „Um die- se Jahreszeit mit den bunten Blättern genieße ich die Natur am meisten.“ DerBurghof Auch dieses Ziel hat mit ihrer Bewegungsf­reude zu tun. „Wie oft bin ich von den Kasematten am Rhein entlang nach Kaiserswer­th geradelt. Ich liebe den Burghof. Die Käseriegel, das Kümmelbrot!“Auch wenn sie den Biergarten nun mit dem Auto ansteuert, das Vergnügen bleibt: „Das Schöne und Tröstliche im Leben ist ja, dass sich gewisse Dinge über all die Jahre nicht verändert haben.“Regina Goldlücke

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Einer ihrer Düsseldorf­er Lieblingso­rte: Schauspiel­erin und Sängerin Isabel Varell sitzt in der Abenddämme­rung auf dem Tritonenbr­unnen.

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