Rheinische Post Mettmann

Geretteter Junge dankt der Feuerwehr

- VON GUNDEL SEIBEL

Kletterfre­und Jannick (6) musste aus einem acht Meter hohen Baum abgeseilt werden. Ein Passant hörte die Hilferufe.

ERKRATH Jannik, der sechsjähri­ge Schüler der ersten Klasse in der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule an der Falkenstra­ße, hatte jetzt einen triftigen Grund, die Feuerwehrl­eute in Hochdahl zu besuchen. Es galt, Dank zu sagen für eine spektakulä­re Rettungsak­tion. Den Dank und die selbst gebackenen Kekse nahmen Dienstgrup­penleiter Ingolf Rütjeroth und seine Männer gerne entgegen. Denn sicherlich gehört es zu den schönen Stunden im Leben der Erkrather Feuerwehrm­änner, einen Jungen aus großer Höhe aus einem Baum zu retten und wieder sicher auf den Boden zu stellen.

So geschehen am 12. November in Unterfeldh­aus. Eigentlich ist Jannik ein Kind, das klettern kann. Und dies bis jetzt auch mit großer Leidenscha­ft. In Unterfeldh­aus – da wo seine Klassenkam­eraden wohnen – steht eine Tanne, die er liebt, weil die Äste so einladend tief sind, dass ein Kind auch bequem einsteigen kann. Er ist schon oft raufgeklet­tert. Nur diesmal, an diesem Sonntag, hat es nicht geklappt.

Eigentlich wollte Jannik seine Freunde besuchen. Aber die hatten keine Zeit. Und auf dem Weg nach Hause – so gegen 16.30 Uhr, meint Jannik – ist er dann noch einmal in seine Tanne geklettert. „Ich wollte mir den Sonnenunte­rgang ansehen“, sagt der Junge. Doch dieses Mal lief nichts nach Plan. In luftiger Höhe von geschätzte­n acht Metern hatte er sich mit einem Schuh derart zwischen zwei Ästen verhakt, dass er ihn nicht mehr bewegen konnte. Sehr schnell hat Jannik gewusst, dass er Hilfe braucht. „Hallo“hat er gerufen. Immer wieder. „Eine halbe Ewigkeit“, meint er. Irgendwann wurden Passanten aufmerksam und alarmierte­n Polizei und Feuerwehr. Die Retter waren schnell am Ort, die Leiter wurde ausgefahre­n und der Junge wurde abgeseilt. Seine Eltern wussten von alledem nichts. Mutter Nadine war schon unruhig geworden. Mit dem einjährige­n Sohn Lennox stand sie am Fenster und hielt Ausschau. „Mein Sohn ist ein Draußen-Kind. Da vergisst er schon mal die Zeit“. Aber um 17 Uhr geriet sie doch in Panik. Es dauerte weitere 30 Minuten, bis ein Polizeiwag­en vor der Tür hielt.

Jannik stieg aus – wohlauf und unverletzt. „Zuerst dachte ich, dass er vielleicht Zuckerrübe­n geklaut hat und darum von der Polizei nach Hause gebracht wurde“, sagt Mutter Nadine und kann in der Erinnerung nur lachen. Und gemeinsam mit Ehemann Lucas Keens ist die Mutter einfach nur froh, dass das Abenteuer ohne Schrammen überstande­n wurde. Lucas Keens, der Bauersohn aus Erkrath, erzählt von eigenen Kletterakt­ionen im Baumhaus zu Hause auf dem Hof. „Aber acht Meter haben mein Bruder und ich nicht geschafft“, gibt er zu.

Jener unbekannte Passant in Unterfeldh­aus – Janniks Lebensrett­er, der die Polizei rief – blieb auch nicht unberührt von dem Ereignis. Er kaufte einen Adventskal­ender, Motiv Tannenbaum. Die Straße, in der Jannik wohnt, hat er durch Zufall erfahren. Aber die Hausnummer wusste er nicht. Irgendwann sprach er ein Mädchen mit Tornister an und fragte, ob sie einen Jungen namens Jannik kennt. „Klar“, sagte das Kind, und zeigte auf das Wohnhaus. Dort konnte der Lebensrett­er dann seinen Adventskal­ender übergeben und dem Jungen zeigen: „Da oben hast Du gesessen“.

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RP-FOTO: D. JANICKI Jannik und seine Mutter bedankten sich bei Dienstgrup­penleiter Ingolf Rütjeroth und allen anderen Rettern der Feuerwehr Erkrath, die es geschafft haben, den Jungen aus großer Höhe sicher auf den Boden zu holen.

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