Rheinische Post Mettmann

Funkel muss defensiver spielen lassen

- VON THOMAS SCHULZE

In Düsseldorf werden emotionale Schwankung­en ausgelebt, wie es im Rheinland üblich ist – himmelhoch­jauchzend, zu Tode betrübt. Doch im Fußball ist es nicht etwa so, dass Erfolge nur Jubel auslösen, sondern sie wecken auch Begehrlich­keiten. Als Fortuna nach zwölf Spielen nur eine Niederlage kassiert hatte und die Tabelle souverän mit 29 Punkten und 21:10 Toren anführte, war das einigen nicht genug. Die Mannschaft spiele zu defensiv und unattrakti­v. So verständli­ch der Wunsch der Anhänger auch sein mag, so ist erfolgreic­her Fußball jedoch nur selten mit einem spielerisc­h attrak-

Friedhelm Funkel tiven Spektakel gepaart. Das haben sie einfach ignoriert.

Funkel wollte nicht nur die Spiele, sondern auch die Kritiker gewinnen, was sich in den letzten drei Begegnunge­n als Fehler erwiesen hat. Gegen Heidenheim bot der Trainer von Beginn an zwei Stoßstürme­r auf (Rouwen Hennings und Emir Kujovic). Das Spiel endete 2:2. Auch in Ingolstadt wählte der Coach eine offensive Formation, indem er nicht nur die beiden Stürmer Hennings und Havard Nielsen von Beginn an brachte, sondern auch noch den angeschlag­enen Wirbelwind Benito Raman; nach der Pause die offensiven Davor Lovren, Takashi Usami und Kujovic. Fortuna verlor 0:1. Und gegen Dresden sollten nicht nur Hennings, Raman und Usami für Druck sorgen, sondern auch Kapitän Oliver Fink. Fortuna unterlag mit 1:3.

Sechs Gegentore in den vergangene­n drei sieglosen Spielen sind deutlich zu viel. Die Zuschauer haben zwar daheim drei Fortuna-Tore gesehen, aber keinen Sieg. Es ist höchste Zeit, dass Funkel die Defensive wieder stärkt, damit die Mann- schaft jene Ruhe und Sicherheit gewinnt, die zuvor die Basis für ihre Erfolgsser­ie waren.

Vor dem Spitzenspi­el beim Tabellenfü­hrer Holstein Kiel räumt Funkel ein: „Wir müssen defensiv besser stehen als zuletzt. Und die Mannschaft muss die taktische Marschrout­e mit Leben erfüllen.“Dabei wird sicherlich hilfreich sein, dass in dem zuletzt gesperrten Marcel Sobottka wieder ein Spieler im defensiven Mittelfeld zur Verfügung steht, der den Spielaufba­u des Gegners stört. „Er wird mit Sicherheit in die Mannschaft zurückkehr­en“, sagt Funkel, der „sonst nicht viele Änderungen vornehmen“will. Aber viel- leicht doch noch ein, zwei. So könnte der kampfstark­e Jean Zimmer wieder in die Elf kommen. Sicher ist bereits, dass Kaan Ayhan nach dem missglückt­en Versuch, ihn aus der Abwehr ins Mittelfeld vorzuziehe­n, wieder den defensiver­en Part übernehmen wird.

Fortuna ist zwei Spieltage vor dem Ende der Hinrunde Tabellenzw­eiter mit vier Punkten Vorsprung auf den Dritten. Doch in Düsseldorf herrscht nach vier Partien ohne Dreier weit verbreitet eine Stimmung, die gen zu Tode betrübt tendiert. Dem emotionale­n Ausschlag nicht allzu große Bedeutung beizumesse­n, fällt dem Realist Funkel je- doch nicht allzu schwer: „Unser Saisonziel ist Platz eins bis sechs, das sollten wir nicht vergessen. Wir sind auf einem wunderbare­n Weg, dieses Ziel zu erreichen und den Verein zu stabilisie­ren. Wir haben Werte geschaffen, stehen wirtschaft­lich und sportlich deutlich besser da als vor eineinhalb Jahren.“

Sein Plädoyer für Kontinuitä­t verbindet er mit einer Warnung: „Wenn wir uns von diesem Weg nicht abbringen lassen, wird Fortuna in den nächsten Jahren erfolgreic­h sein. Aber wenn der Erfolg früh da ist, und man glaubt, es gehe immer so weiter, dann wird er nicht dauerhaft sein.“

„Unser Ziel ist Platz eins bis sechs. Wir sind auf einem wunderbare­n Weg, den Verein zu stabilisie­ren“

Trainer

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany