Kalenderblatt 1. Dezember 1990
Während der letzten Eiszeit hätten Menschen zu Fuß von England nach Frankreich laufen können. Der Wasserstand war damals 120 Meter tiefer als heute, und dort, wo jetzt der Ärmelkanal ist, befanden sich höchstens ein breiter zugefrorener Fluss und viel Festland. Die letzte Landverbindung verschwand vermutlich vor etwa 7000 Jahren. In unserer Zeit galt, dass wer vom Kontinent aus nach Großbritannien wollte, entweder ein Flugzeug, ein Boot oder sehr gute Schwimmkondition brauchte. Bis zum 1. Dezember 1990, als Bauarbeiter den Durchstich des Eurotunnels vollzogen. Seitdem können Menschen wieder zu Fuß nach Großbritannien gelangen – tatsächlich nutzen Reisende aber meist den Zug. Der Bau eines Tunnels für den Zugverkehr war lange geplant worden. Konkret wurden die Pläne in der Mitte der 1980er Jahre. 1987 hatten die Bohrungen auf englischer Seite begonnen, 1988 starteten die Arbeiten in Frankreich. Als der Durchstich gelang, waren die Arbeiter mehr als 22 Kilometer von der englischen und etwa 15 Kilometer von der französischen Küste entfernt. Es dauerte noch etwa zweieinhalb Jahre, bis 1993 der erste Zug von Großbritannien aus den Eurotunnel durchqueren konnte. 1994 eröffneten Königin Elizabeth II. und Frankreichs Staatspräsident François Mitterand den Tunnel offiziell. Etwa sieben Millionen Passagiere nutzen den Eurotunnel jedes Jahr.