Rheinische Post Mettmann

Lisa Sippli behält den Überblick

- VON BIRGIT SICKER

Heute Abend fehlt die Rückraumsp­ielerin dem TB Wülfrath im Pokalduell gegen den Drittliga-Rivalen HSV Gräfrath.

WÜLFRATH Neun Spieltage haben die TBW-Handballer­innen inzwischen in der Dritten Liga absolviert. Das Ergebnis: Der Aufsteiger hält weiterhin die rote Laterne fest in seinen Händen. Gleichwohl setzte die Mannschaft von Lars Faßbender in der bislang eher tristen Spielzeit, auch schon ein Glanzlicht, als sie überrasche­nd den Favoriten HSV Gräfrath bezwang. Heute Abend (20.30 Uhr, Fliethe-Halle) kommt es zur Neuauflage dieses Duells, allerdings nicht in der Meistersch­aft, sondern im HVN-Pokal. Und eines ist gewiss: Die Solingerin­nen planen Wiedergutm­achung für die Pleite gegen den Liga-Neuling. Die TBWHandbal­lerinnen wissen um die Brisanz der heutigen Partie, gleichwohl stellt Faßbender nach der zweiwöchig­en Spielpause fest: „Der Pokalwettb­ewerb ist für uns absolut zweitrangi­g. Wir wollen das Spiel nutzen, um wieder in den Rhythmus zu kommen. Unser Fokus liegt auf Recklingha­usen und dem Liga-Betrieb.“

Weder im Pokal noch in der Meistersch­aft kann der TBW-Trainer in den nächsten Monaten auf Lisa Sippli bauen. Denn die Rückraumsp­ielerin zog sich in der Partie bei der SG Menden Sauerland Wölfe einen Bruch des rechten Ringfinger­s zu. „Bei einer Abwehrakti­on war ich zu spät dran, bin im Trikot hängen der Gegnerin hängen geblieben und gegen die Hüfte geknallt“, berichtet sie von einer „unglücklic­hen und unnötigen Aktion“. Weil es kein glatter Bruch ist, sondern der Finger „nach innen rotiert“, muss sich die 22-Jährige am Donnerstag einer Operation unterziehe­n. Die Aussichten sind für die Handballer­in wenig erfreulich: Es droht ein dreimonati­ger Ausfall. „Ich hoffe, es geht schneller, aber es ist eben die rechte Hand, die muss voll funktionsf­ähig sein, um fangen und werfen zu können“, erklärt Sippli, die sich in der Ausbildung zur Erzieherin befindet. „Auch da ist es schwierig, mit einer eingegipst­en Hand zu arbeiten.“Sippli gesteht: „Als die Diagnose kam, hat mich das schon zurückgewo­rfen.“

Die Rückraum-Akteurin ist jedoch ein Kämpfertyp – das hat sie in der Vergangenh­eit oft genug bewiesen. In jungen Jahren wollte Lisa Sippli noch Fußball spielen, doch die Mama legte ihr Veto ein und

ging kurzerhand mit ihrer Tochter zum Handball, den die seinerzeit Sechsjähri­ge fortan beim ASV Wuppertal erlernte. „Es war klar, dass ich etwas mit Ball machen muss und ich war direkt begeistert“, berichtet Sippli. Die Vorzüge der Hallenspor­tart? „Es ist ein Teamsport. Der Zusammenha­lt steht für mich ganz oben, dass man gemeinsam etwas erreichen kann“, betont sie und fügt hinzu: „Glück und Pech liegen eng beieinande­r. Es gibt große Emotionen und dann wir man wieder auf den Boden geholt. Der Sport ist so schnellleb­ig.“

Der Rückraum war schnell das bevorzugte Terrain von Sippli. „Ich habe

schon sehr früh auf der Mitte gestanden, weil ich eine gute Übersicht habe, welches Angriffsko­nzept zu welcher Abwehr oder zum Spiel passt.“Was für Qualitäten benötigt eine Mittelfrau sonst noch? „Man sagt, dass sie der verlängert­e Arm des Trainers ist, sie muss gut zu ihm passen. Es hat mir immer Spaß gemacht, und deshalb bin ich auf der Position geblieben.“Ihr Manko ist das Torewerfen. „Das ist ein Punkt, an dem ich noch arbeiten muss. Es ist ganz klar mein Ziel, noch torgefährl­icher zu werden.“Ein großes Ziel hat die 22-Jährige schon erreicht. „Ich wollte immer in die Dritte Liga“, sagt sie. Nach der schweren Verletzung will sie nur noch „von Saison zu Saison denken.“Doch die Rückraumsp­ielerin, die 2010 von der JSG Wuppertal mit einem Doppelspie­lrecht beim TB Wülfrath anfing, ergänzt mit einem Lachen: „Für mich steht Handball immer an erster Stelle.“Aber auch der Fußball hat beim „großen Bayern-Fan“noch heute einen herausrage­nden Stellenwer­t. Und natürlich die Familie.

Ihre Mannschaft sieht Lisa Sippli heute Abend nicht chancenlos, teilt aber die Meinung ihres Trainers: „Wir versuchen alles, um Erfolg zu haben, letztlich ist aber das Spiel am nächsten Wochenende wichtiger.“Ihr Ausfall ist jedoch ein Schlag ins Kontor. „Das tut weh, weil sie abwehrstar­k ist – sowohl offensiv als auch defensiv“, beschreibt Lars Faßbender Sipplis Qualitäten. Der TBW-Coach betont: „Vor allem für sie tut es mir aber leid. Es ist schön, ihre Entwicklun­g auf der Mittelposi­tion zu sehen.“

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