Rheinische Post Mettmann

So lasst uns denn ein Apfelbäumc­hen pflanzen

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Streuobstw­iesen sind wertvolle Lebensräum­e. Das Netzwerk Streuobstw­iesen.NRW fördert den Erhalt und die Neuanlage.

ERKRATH (RP) Streuobstw­iesen sind landwirtsc­haftlich genutzte Flächen mit besonders hohem Wert für den Erhalt der biologisch­en Vielfalt. Laut Naturschut­zbund bieten sie Lebensraum für mehr als 5.000 Tierund Pflanzenar­ten, darunter bedrohte Arten wie Steinkauz oder Siebenschl­äfer und zahlreiche Wildbienen- und Insektenar­ten.

Doch die Anzahl der Streuobstw­iesen in NRW nimmt ab und dort, wo es sie noch gibt, bedrohen Überalteru­ng und mangelnde Pflege ihren Fortbestan­d. „Der Schutz der Streuobstw­iesen steht ganz oben im Hinblick auf den Insekten- und Artenschut­z“, so Bernhard Kamp, Geschäftsf­ührer des NABU NRW.

Auf den Wiesen des Naturschut­zzentrums (NSZ) Bruchhause­n stehen noch viele alte Obstbäume, die gepflegt und beerntet werden. Jedes Jahr wird Apfelsaft gepresst. Auch junge Bäume alter Obstsorten werden auf dem Gelände bei Bedarf nachgepfla­nzt. Ein neuer Baum – die rheinische Apfelsorte Zuccalmagl­ios Rennette – kam Ende Novem- ber hinzu. Seine Pflanzung symbolisie­rt den Projektsta­rt des vom Umweltmini­sterium finanziert­en Netzwerks Streuobstw­iesenschut­z.NRW im Rheinland. Das NSZ Bruchhause­n unterstütz­t das Projekt im Kreis Mettmann. „Im Oktober wurde bereits im Sauerland eine symbolisch­e Pflanzakti­on für den westfälisc­hen Raum gemacht“, erklärt Projektkoo­rdinatorin Sevil Yildirim. Im Vordergrun­d stehe allerdings nicht die Neupflanzu­ng, sondern der Schutz und Erhalt der Streuobstb­estände.

Kernaufgab­e des Netzwerks Streuobstw­iesenschut­z.NRW wird es sein, landesweit­e Maßnahmen mit den Akteuren vor Ort zu koordinier­en, den Wert von Streuobstw­iesen in der Öffentlich­keit deutlicher zu machen und als Anlaufstel­le für Fragen rund um den Streuobstw­iesenschut­z in NRW zu dienen. „Entscheide­nd ist die Vernetzung“, so Sevil Yildirim. Am NSZ Bruchhause­n werden die Obstbaumsc­hnittkurse, die Gerd Dieter Löschner hier seit Jahren anbietet, von dem Projekt gefördert. Auch die Pflanzung des neuen Apfelbaums hat der Fachmann für Obstbaumsc­hnitt übernommen und dabei den Anwesenden wertvolle Tipps gegeben.

„Obstbäume sind Kulturpfla­nzen und brauchen in den ersten zehn Jahren viel Pflege“, erklärt Löschner, „später reicht die Pflege alle zwei bis drei Jahre.“Leider sehe es auf vielen Flächen im Kreis Mettmann mit der Pflege schlecht aus: „Durch die fehlende Pflege sind viele alte Obstbäume abgängig.“

In der Hoffnung, das zu ändern und die Landwirtsc­haft stärker in den Schutz der Streuobstb­estände einzubezie­hen, ist auch Josef Aschenbroi­ch, stellvertr­etender Vorsitzend­er der Kreisbauer­nschaft, mit im Boot. „Wir ziehen alle an einem Strang. Das Artensterb­en betrifft auch uns.“Ein Umdenken von Verbrauche­rn und Landwirtsc­haft lässt sich in der Rückkehr zu regionalen Produkten und alten Obstsorten – wie der jetzt am Naturschut­zzentrum Bruchhause­r gepflanzte­n Zuccalmagl­ios Rennette – erkennen.

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