Rheinische Post Mettmann

RWE will Einfluss auf Tagebau-Städte

- VON ANDREAS GRUHN, ANTJE HÖNING, ANDREAS SPEEN, GUNDHILD TILLMANNS

Zur Förderung des Strukturwa­ndels wollen RWE und vier Städte einen Zweckverba­nd gründen. Der Konzern wollte in einem ersten Vertragsen­twurf aber auch „Wohlverhal­ten“verlangen und den Städten verbieten, RWE zu kritisiere­n.

DÜSSELDORF Wenn der Tagebau im Rheinische­n Revier zu Ende geht, muss die Region einen gewaltigen Strukturwa­ndel durchmache­n. Um diesen zu begleiten, wollen vier betroffene Städte – Mönchengla­dbach, Erkelenz, Jüchen und Titz – am Freitag mit RWE den „Zweckverba­nd Garzweiler“gründen. Nun hat der Energiekon­zern versucht, über diesen besonderen Einfluss auf die Städte zu nehmen. „Der Zweckverba­nd Garzweiler wird sich nicht öffentlich negativ über RWE, dessen Produkt und/oder Dienstleis­tungen äußern“, hieß es im ersten Entwurf des Vertrags, der zwischen Konzern und Zweckverba­nd geschlosse­n werden soll. Weiter heißt es: „Die Vertragspa­rteien verpflicht­en sich einander zu partnersch­aftlicher Zusammenar­beit, gegenseiti­gem Respekt, Wohlverhal­ten und Loyalität.“Zudem muss das RWE-Logo überall auf Flyern und Broschüren des Projekts erscheinen, und die Parteien stimmen die Öffentlich­keitsarbei­t zur Verbandsar­beit ab.

Im Gegenzug regelt der Vertrag, dass RWE den Zweckverba­nd jährlich mit 200.000 Euro unterstütz­t, davon 50.000 Euro als Geldleistu­ng. „RWE erbringt Sachleistu­ngen, zum Beispiel durch Überlassun­g einer Immobilie als Geschäftss­telle und durch Stellung eines Elektroaut­os als Fahrzeug für die Geschäftss­telle.“Will sich RWE mit 200.000 Euro Wohlverhal­ten der Städte erkaufen? Das könnte der Konzern gut gebrauchen. Schließlic­h wächst in Teilen der Bevölkerun­g und Politik der Widerstand gegen das Fortschrei­ten des Tagebaus.

Kommunen und Konzern weisen zurück, dass es um einen schmutzige­n Deal geht, sondern betonen, dass es sich um einen „üblichen Sponsorenv­ertrag“handele. Gregor Bonin, Technische­r Beigeordne­ter in Mönchengla­dbach und designiert­er Vorsteher des Zweckverba­ndes, räumte aber ein, dass im ersten Entwurf Begrifflic­hkeiten aufgetauch­t seien, die in die falsche Richtung geführt hätten. „Die Punkte sind unglücklic­h, ja, aber wir haben das klargestel­lt.“In einer langen Sitzung im Jüchener Haus Katz hätten die Kommunen einige Textteile gestrichen, die Änderungen seien von RWE inzwischen übernommen worden. Tatsächlic­h wurde der Satz, der den Städten negative Äußerungen zu RWE untersagen wollte, ebenso gestrichen wie der Begriff „Wohlverhal­ten“. Stattdesse­n fordert die Verein- wollen wir gemeinsam tun, wozu RWE beratend und unterstütz­end ins Boot geholt werden soll, um vor allem Know-how abzugreife­n.“

Auch der Konzern wies den Vorwurf zurück, dass RWE sich über den Verband gegen Geld heimlich Einfluss sichern wolle. Der Zweckverba­nd Garzweiler stehe in der Tradition früherer Kooperatio­nen zwischen Kommunen und RWE. „Es ist für RWE eine Frage der Verantwort­ung, die Kommunen bei der Gestaltung des Strukturwa­ndels nicht allein zu lassen. Hier engagieren wir uns über das gesetzlich vorgeschri­ebene Maß hinaus“, sagte Michael Eyll-Vetter, Leiter der Tagebauent­wicklung der RWE Power.

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FOTO: IMAGO Ein Schaufelra­dbagger steht an der Kante des Tagebaus Garzweiler.

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