Rheinische Post Mettmann

Immerhin eine spürbare Sanktion

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Am Ende wollte Thomas Bach dann wohl doch anders in die Geschichte eingehen. Jedenfalls nicht als der IOC-Präsident, der die Glaubwürdi­gkeit der olympische­n Bewegung zu Grabe getragen hat. Das hätte er getan, wäre Russland für sein auf Tausenden Seiten Untersuchu­ngsbericht dokumentie­rtes Staatsdopi­ng vom IOC nur mit einer dicken Geldstrafe und ein paar tadelnden Worten davongekom­men, in zwei Monaten aber mit seiner Mannschaft freudestra­hlend bei der Eröffnungs­feier in Pyeongchan­g einmarschi­ert.

Den GAU in Sachen Reputation haben Bach und seine Mitstreite­r mit dem nun verhängten Ausschluss Russlands als Nation von den kommenden Winterspie­len verhindert. Immerhin, mag man denken. Zwar kein historisch­er Komplettau­sschluss, aber immerhin. Aber es wäre auch einem Glanzstück an Ignoranz gleichgeko­mmen, und es hätte für Bach eines Oscar-reifen Auftritts vor dem Fernsehkam­eras bedurft, um den systematis­ch geplanten, durchgefüh­rten und bis heute hartnäckig geleugnete­n Betrug Russlands am Sport in einem Maße kleinzured­en, wie es Präsident Putin nicht erzürnt hätte.

Zu einem taugt die gestrige Entscheidu­ng trotzdem nicht: zum Befreiungs­schlag für das IOC und seinen deutschen Chef . Zu viel wurde und wird rund um Olympia über Doping, Korruption und Gigantoman­ie berichtet. Da braucht es mehr als ein einmaliges hartes Durchgreif­en. Es braucht eine nachhaltig­e Wende in der Politik des IOC, damit die Menschen glauben, dass es wieder um Olympia als Sportevent gehen soll und nicht als Selbstbedi­enungslade­n skrupellos­er Funktionär­e.

Gespannt sein darf man nun, welche Lehre der Fußball-Weltverban­d zieht. Oder ob er einfach hofft, dass die angedeutet­en Beweise für organisier­tes Doping auch im russischen Fußball erst nach der WM auftauchen. Zuzutrauen wäre es der Fifa.

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