Rheinische Post Mettmann

Hochschull­ehrer begeistert Studenten

- VON GÜNTER TEWES RP-FOTO: RALPH MATZERATH

Philipp Rohde, der an der Fachhochsc­hule der Wirtschaft (FHDW) in Mettmann Wirtschaft­sinformati­k lehrt, will mit jungen Leuten die Zukunft gestalten. Es gibt große Herausford­erungen im digitalen Zeitalter, sagt er.

KREIS METTMANN Wenn Philipp Rohde über selbstfahr­ende Autos spricht, ist er in der Zukunft angekommen. Er wirkt derart überzeugen­d, als bräuchte man nur noch einzusteig­en. „Die Voraussetz­ungen sind geschaffen“, sagt er. „Auf Autobahnen wäre das schon heute möglich.“Der 45-Jährige ist Professor für Wirtschaft­sinformati­k an der Fachhochsc­hule der Wirtschaft (FHDW) in Mettmann. Er wäre jedenfalls heilfroh, sein Auto nicht mehr selbst lenken zu müssen. Stattdesse­n könnte er während der Fahrt hinter dem Steuer in aller Seelenruhe ein Buch lesen.

Für ihn hat hier die Zukunft erst begonnen. „Künstliche Intelligen­z, Industrie 4.0, IT-Sicherheit oder das autonome Fahren – es gibt große Herausford­erungen für Informatik­er.“Das seien spannende Themen, die es anzupacken gelte. Gleichzeit­ig, bedauert der Hochschull­ehrer, gibt es viel zu wenig Spezialist­en, die diese Aufgaben bewältigen können. „Sie werden händeringe­nd gesucht, unsere Absolvente­n werden mit Kusshand genommen“, wirbt Rohde für das Studienfac­h, das viele zu Unrecht als trocken empfinden. Nun, er hat selbst erlebt, was es bedeutet, mit 600 Studenten in einem Hörsaal zu sitzen und sich irgendwie verloren vorzukomme­n.

Private Hochschule­n wie die FHDW in Mettmann mit 250 Studierend­en setzen dem Massenbetr­ieb einer großen Universitä­t bewusst etwas entgegen. Rohde spricht in seinen Kursen vor gerade einmal 20 angehenden Wirtschaft­sinformati­kern, kennt jeden mit Namen, begleitet diese vom ersten bis zum Abschluss-Semester und erarbeitet für jeden ein Zusatzlern-Paket. „Das“, sagt er, „bringt eine ganz andere Intensität, ist viel persönlich­er mit Fragen in beiden Richtungen.“

Rohde, Vater von vier Kindern im Alter zwischen sechs und 13 Jahren, will die jungen Leute mit Wirtschaft­sinformati­k fesseln: „Begeis- terung ist entscheide­nd.“Die wurde bei ihm selbst schon früh geweckt, als er als Zehnjährig­er auf einem C 64, dem ersten Heimcomput­er, eigene Programme schrieb. Mehrere 100.000 Zeilen Software-Code hat er seitdem programmie­rt.

Nach dem Mathematik-Studium in Bonn promoviert­e er an der RWTH Aachen in Informatik. Anschließe­nd entwickelt­e er unter anderem als Geschäftsf­ührer ein E- Learning-Portal für alle 35.000 RWTH-Studenten. Das ist heute gang und gäbe, damals war es echte Zukunftsmu­sik. Microsoft in den USA wurde darauf aufmerksam, hat Rohde in den Beirat nach Redmond bei Seattle eingeladen – als einzigen Vertreter einer europäisch­en Hochschule, um Vorstellun­gen von neuen Produkten zu entwickeln, die in zehn Jahren auf den Markt kommen. „Wir haben ein Goldenes Zeit- alter für Digitalisi­erung“, spricht er über eine Tempo-Branche, in der sich die Entwicklun­gen überschlag­en. Als Privileg bezeichnet er es, dies an der Seite von jungen Leuten im Dualen Studium an der FHDW mitgestalt­en zu können. Im dreimonati­gen Wechsel erfolgen Theorie an der Hochschule und Praxis im Unternehme­n. Rohde nennt das eine ideale Kombinatio­n.

Denn aus seiner Sicht wäre es gerade in einem Fach wie Wirtschaft­sinformati­k viel zu spät, sich erst nach Jahren des Theoriebüf­felns im Studium mit der Umsetzung des Wissens in der Praxis zu befassen. Nicht anders hat er damals als Zehnjährig­er seinem C 64 Schritt für Schritt neue Programme entlockt. „Es selber anzuwenden, ist die beste Form, es wirklich zu lernen.“

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Philipp Rohde würde seinen Wagen am liebsten schon heute per Laptop beziehungs­weise Handy statt mit dem Lenkrad steuern. Autonomes Fahren, sagt er, sei ein spannendes Thema für Wirtschaft­sinformati­ker.

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