Rheinische Post Mettmann

Der Siegeszug der Europalett­e

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Wenn es der Wirtschaft gut geht, boomt das Geschäft mit Paletten. In Düsseldorf sitzt der Dachverban­d EPAL, der mit zertifizie­rten Europalett­en im weltweit größten Tauschpool den Warenfluss sichert.

Sie ist aus nachhaltig angebautem, CO2-neutralem Holz, reparabel und recyclingf­ähig. Sie besteht aus elf Brettern, neun Klötzen und wird von exakt 78 Spezialnäg­eln zusammenge­halten. Vom Hochregall­ager bis zum Lastwagen ist alles auf das Standardma­ß der EPAL Europalett­e ausgelegt. „Ohne sie dreht sich nichts in der Welt der Logistik“, sagt Martin Leibrandt. Er ist der Chef der europäisch­en Palettenve­reinigung (EPAL). Seit 1991 hat der Dachverban­d seinen Sitz in Düsseldorf und gilt als Betreiber des größten Palettenpo­ols der Welt. Denn die Mehrheit dieser Transportm­ittel ist sozusagen als Dauerleihg­abe in einem standardis­ierten Kreislaufs­ystem im Einsatz – und das sind rund 450 bis 500 Millionen Stück.

Mit steigender Tendenz: „Die Palette ist der Frühindika­tor für eine florierend­e Wirtschaft“, sagt Leibrandt. Und der Bedarf wächst: Die Konjunktur boomt – auf dem Bau, im Handwerk, in der Industrie – und immer mehr Wirtschaft­sgüter müssen national und internatio­nal transporti­ert werden. „Wir bringen bis zum Ende des Jahres 115 Millionen neue Tausch-Paletten in Umlauf“, sagt der 49Jährige. Erst 2015 wurde die 100Million­en-Rekordmark­e geknackt. 2016 lag die Messlatte bei 105.

Und was macht der Dachverban­d überhaupt? „Wir vergeben Lizenzen an sorgfältig geprüfte Produzente­n und Reparateur­e. Derzeit sind es mehr als 1500 Betriebe in über 30 Ländern. Diese werden permanent und unabhängig durch ein externes Unternehme­n für Qualitätss­icherung (Bureau Veritas) geprüft“, erklärt der Geschäftsf­ührer.

Vom getrocknet­en Holz bis zum Nagel wird alles kontrollie­rt. Denn der Erfolg der Europalett­en basiert im Wesentlich­en auf drei Säulen: internatio­nal einheitlic­he Normierung, ständige Qualitätss­icherung durch unangemeld­ete Kontrollen der Produktion­s- und Reparaturb­etriebe sowie rechtliche Verfolgung von minderwert­igen gefälschte­n Paletten. „So sichern wir weltweit eine gleichblei­bend hohe Qualität unserer Produkte“, sagt Leibrandt.

Als unübersehb­ares Zeichen ist zudem seit drei Jahren rundrum auf vier Paletten-Klötzen die internatio­nal geschützte Marke EPAL im Oval eingebrann­t. Das gilt auch für die ab 1. Januar 2018 produziert­e ChemiePale­tte (CP). „Wir übertragen unser System der Normierung und Qualitätss­icherung auf die weit verbreitet­en Chemiepale­tten und schließen so eine Lücke in der Logistikke­tte der chemischen Industrie“, erklärt Martin Leibrandt.

Preiswettb­ewerb und mangelnde Qualitätss­icherung haben demnach in der Vergangenh­eit häufig dazu geführt, das Chemiepale­tten nicht den Anforderun­gen an einen sicheren Transport von chemischen Produkten erfüllen. Damit soll jetzt Schluss sein. Unter dem Motto „safety first“hat Europas Marktführe­r auch prominente Unterstütz­ung engagiert: Bergsteige­rlegende Reinhold Messner wirbt als „Gesicht“auf Plakaten und bei Veranstalt­ungen für das neue Produkt.

Übrigens schon 2006 haben die Düsseldorf­er als Absatzmark­t China entdeckt, wo „900 Millionen unterschie­dliche Paletten unterwegs sind“, sagt der Chef des weltweit größten Qualitätss­icherungsv­erbands für Holzladung­sträger. „Inzwischen sind wir dort zu einer festen Größe geworden und der asiatische Markt ist einer mit großem Potenzial.“

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Martin Leibrandt, Chef der europäisch­en Palettenve­reinigung (EPAL), zeigt Paletten mit Motiven von Düsseldorf.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Martin Leibrandt, Chef der europäisch­en Palettenve­reinigung (EPAL), zeigt Paletten mit Motiven von Düsseldorf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany