Rheinische Post Mettmann

Die alte Trainergil­de verstaubt

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„Auf die Möglichkei­t, beim 1. FC Köln ein nachhaltig­es Projekt anzugehen, freue ich mich sehr. Die Verantwort­lichen des FC haben mich davon sofort begeistert, und ich sehe es als riesige Herausford­erung und zugleich eine tolle Möglichkei­t, in diesem fasziniere­nden Traditions­klub etwas zu bewegen“, teilte Veh staatsmänn­isch mit. Mit der Bekanntgab­e des Engagement­s

Armin Veh in Köln beendet Veh nach eigener Aussage seine Trainerkar­riere.

Einige Kilometer weiter nördlich steht ein ähnliches Schauspiel kurz bevor. Thomas Schaaf, von 1999 bis 2013 sehr erfolgreic­her Trainer bei Werder Bremen, will wohl auch einen neuen Weg einschlage­n. Nach wenig erfolgreic­hen Trainersta­tionen bei Eintracht Frankfurt und Hannover 96 steht der 56-Jährige vor einer Rückkehr zu Werder – als technische­r Direktor. Schaaf soll Sportdirek­tor Frank Baumann zuarbeiten.

Schaaf und Veh sind bei Weitem nicht die einzigen Übungsleit­er, deren Namen bei Trainersuc­hen in jüngerer Vergangenh­eit außen vor blieben. Nur jeder dritte Bundesliga-Trainer hat das 50. Lebensjahr vollendet, sechs sind unter 40. Vor zehn Jahren war Jürgen Klopp mit 40 der jüngste.

Die Klubs setzen zunehmend auf sogenannte „Konzepttra­iner“, von der älteren Generation gerne auch etwas abwertende­r „Laptoptrai­ner“genannt. Es sind die Julian Nagelsmann­s, Hannes Wolfs oder Domenico Tedescos dieser neuen Fußballwel­t. Sie sind jung: Nagelsmann (30), Wolf (36), Tedesco (32). Sie sprechen die Sprache ihrer Spieler. Zur Analyse und Trainingss­teuerung ziehen sie alle erdenklich­en Hightechge­räte heran, deren Ergebnisse von einem aus zig Leuten bestehende­n Trainertea­m ausgewerte­t werden.

Bruno Labbadia (51), Jos Luhukay (54), Michael Frontzeck (53), Bernd Schuster (57) und Peter Neururer (62) werden nicht mal mehr genannt, wenn es darum geht, kurzfristi­g als so genannter Feuerwehrm­ann, einen Verein aus dem Tabellenke­ller zu führen. Früher gab es in solchen Situatione­n nur einen Weg: Erfahrung muss her. Heutzutage wird auch in Krisenzeit­en an die Zu- kunft, an Nachhaltig­keit, an langfristi­ge Konzepte gedacht. In Bremen wurde vor Kurzem der 38-jährige Alexander Nouri wegen Misserfolg­s vor die Tür gesetzt. Auf ihn folgte Florian Kohfeldt, 35 Jahre, keine Bundesliga-Erfahrung.

Christian Heidel, Sportvorst­and beim Bundesligi­sten Schalke 04, spricht womöglich für die ganze Branche, wenn er die Entscheidu­ng für Tedesco vor dieser Saison begründet: „Wir wollten einen Trainer verpflicht­en, der taktisch sehr versiert ist. Er hat auch eine hohe soziale Kompetenz und große Kommunikat­ionsbereit­schaft. Das sind die drei wichtigste­n Dinge, die wir uns wünschen.“

Dass diese Fähigkeite­n allerdings nicht zwingend mit dem Alter zusammenhä­ngen müssen, beweist derzeit Jupp Heynckes beim FC Bayern München. Der 72-Jährige folgte auf den 58-jährigen Carlo Ancelotti und wird für Training, Taktik und Kommunikat­ion in höchsten Tönen gelobt. Womöglich gibt es also doch noch Hoffnung für die alte Trainergil­de.

Und vielleicht erinnert sich Armin Veh ja an den einen oder anderen Weggefährt­en, wenn er seinen Job antritt. Seine erste Aufgabe ist es jedenfalls, einen Nachfolger für Peter Stöger als Trainer zu finden.

„Die Verantwort­lichen des FC haben mich davon sofort begeistert“

Geschäftsf­ührer beim 1. FC Köln

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