Rheinische Post Mettmann

Mit 46 wird er noch einmal Azubi

- VON MAREN KÖNEMANN

Der angehende Sicherheit­stechniker Fabian Müller absolviert seine zweite Ausbildung. Für die Unterstütz­ung und Ermutigung bei der Umorientie­rung durch seinen Arbeitgebe­r ist er mehr als dankbar.

METTMANN In der Berufsschu­le ist er mit Abstand der Älteste, aber das stört ihn nicht. Er versteht sich gut mit den Schülern, trifft sich sogar jeden Sonntag mit einigen von ihnen zum Lernen für die Abschlussp­rüfungen im Dezember. „Es ist interessan­t, wieder in die Schule zu gehen“, gesteht er mit einem ironischen Lächeln, „aber das Lernen funktionie­rt nicht mehr so wie mit zwanzig.“

Fabian Müller ist 46, hat zwei Kinder und ist eigentlich ausgebilde­ter Kfz-Mechaniker. Der Weg zu seinem jetzigen Ausbilder und Arbeitgebe­r, der Martin Lammermann GmbH in Mettmann, war alles andere als vorgesehen. Nach einem schweren Arbeitsunf­all verliert er die Lust daran, als Kfz-Mechaniker weiterzuar­beiten. Nach einigen Jahren der Tätigkeit im Messebau für die Automobili­ndustrie sowie als Einzelunte­rnehmer in der Sicherheit­s- und Videoüberw­achungstec­hnik zwingen ihn wirtschaft­liche und vor allem private Gegebenhei­ten dazu, sich umzuorient­ieren: Eine Festanstel­lung als Sicherheit­stechniker ist das Ziel.

Das Problem: Für viele Arbeiten fehlt die nötige Qualifikat­ion. Um mit einer Netzspannu­ng ab 230 Volt – der herkömmlic­hen elektrisch­en Spannung einer Steckdose – arbeiten zu dürfen, muss man aus- gebildete Elektrofac­hkraft sein. Die Lösung findet Fabian Müller in Mettmann, gemeinsam mit dem Elektrohan­dwerksbetr­ieb „Martin Lammermann GmbH“. Als er sich 2014 dort als Sicherheit­stechniker bewirbt, erkennt der Betrieb seinen Wert als Fachkraft und bietet ihm einen Ausbildung­splatz an. „Wir sind vor allem mit neuen Techniken im Smart-Home-Bereich tätig und dadurch immer auf der Suche nach Fachleuten, die in diesem innovative­n, aber auch anstrengen­den Bereich arbeiten wollen“, sagt Geschäftsf­ührer Kai Zander, „durch sein Interesse und seine Erfahrung erschien uns Herr Müller als sehr wertvoller Mitarbeite­r.“

Seit Juni 2015 ist Fabian Müller nun „Azubi“– und für diese Chance ist er mehr als dankbar.

„Der praktische Teil der Ausbildung ist groß, die Firma bietet einem da wirklich viele Möglichkei­ten“, erklärt der 46-Jährige. Auch der enge Kontakt zu seinen Ausbildern, die netten Kollegen und das gutes Arbeitskli­ma sprechen für seine Entscheidu­ng, die Ausbildung bei Lammermann begonnen zu haben. Dass der Be- trieb auch Verständni­s für seine private Situation hat, ist ihm eine große Hilfe – nur so bekommt er Familie, Arbeit und das Lernen für die Abschlussp­rüfungen unter einen Hut. „Wir sind selber Familienvä­ter und kommen Herrn Müller gerne sowohl finanziell als auch zeitlich entgegen“, erklärt Kai Zander.

Für Fabian Müller war es nicht der leichteste Weg, aber definitiv der richtige. „Ich habe wahnsinnig viel dazugelern­t“, blickt er zurück, „die Unterstütz­ung und den Rückhalt, nicht nur im Hinblick auf das Ausbildung­sziel, sondern auch menschlich, rechne ich Lammermann hoch an“.

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