Rheinische Post Mettmann

Zitterpart­ie für Schulz

- VON MARTIN KESSLER VON MATTHIAS BEERMANN VON MAXIMILIAN PLÜCK GENERAL ELECTRIC STREICHT . . ., SEITE B 1

So schonungsl­os mit der eigenen Rolle und dem Wahlergebn­is seiner Partei ist ein SPDChef noch nie umgegangen. Das ehrt Martin Schulz. Er hat nicht um das Desaster der SPD herumgered­et. Solche Klarheit ist auch nötig, um eine tief verunsiche­rte Partei wieder aufzuricht­en. Freilich geschieht es aus einer Position der Schwäche heraus, und das kann Schulz nicht leugnen – trotz der Zustimmung des Parteitags für den Leitantrag des Parteivors­tands und trotz seines am Ende ganz ordentlich­en Wahlergebn­isses.

Immerhin hat er jetzt eine Basis, um die gefährlich­ste Kehrtwende seiner Partei seit 1945 einzuleite­n. Auf diesem Weg muss er weitergehe­n, aller früheren Fehler zum Trotz. Schulz hat die Themen für eine mögliche Zusammenar­beit mit der Union gesetzt – Europapoli­tik, Digitalisi­erung, zentralist­ische Bildungspo­litik, Mietpreisb­remse, Umweltpoli­tik, Gesundheit­ssystem, Abwehr des Rechtspopu­lismus. Nun ist es an ihm, den Ball wieder ins Feld der Union zu schießen. Es wird sich dann zeigen, ob genügend Gemeinsamk­eiten für ein Bündnis vorhanden sind. Wenn Schulz das gut löst, hat er trotz der aktuellen Misere die Chance, länger die SPD zu führen und womöglich Vizekanzle­r einer großen Koalition zu werden. BERICHT SPD STIMMT FÜR GESPRÄCHE . . ., TITELSEITE

Trump trampelt

Donald Trump macht Politik gerne mit der Brechstang­e. Das funktionie­rt schon in der amerikanis­chen Innenpolit­ik nur mit sehr mäßigem Erfolg, in der Außenpolit­ik ist es sogar gefährlich. Auf diesem Feld folgt der US-Präsident der Maxime: Weg mit diplomatis­chen Konvention­en! So etwas könnte durchaus positiv wirken, wenn Trump neue Pfade eben nicht stets wie ein rücksichts­loser Elefant in die Landschaft trampeln würde.

Es ist ja richtig, dass im Fall Jerusalems von Israel längst Fakten geschaffen wurden, die kaum noch rückgängig zu machen sind. Die Aussichten der Palästinen­ser, ihre Vorstellun­gen am Verhandlun­gstisch durchzuset­zen, sind so schlecht wie noch nie. Daran ändern auch alle UN-Resolution­en und Boykott-Aufrufe gegen Israel nichts. Das haben die arabischen Regierunge­n, denen ein informelle­s Bündnis mit Israel gegen den Iran längst wichtiger ist als die Palästinen­serfrage, eingesehen. Sie drängen die Palästinen­serführung zu schmerzhaf­ten Zugeständn­issen. Trump hätte diesen Prozess als Vermittler begleiten können. Aber das ist offenbar nicht sein Ding. BERICHT PROTESTE GEGEN JERUSALEM-ENTSCHEIDU­NG, TITELSEITE

Fehlender Respekt

Man könnte es sich einfach machen und bei der Politik die Schuld dafür suchen, dass bei General Electric und Siemens in der Energiespa­rte massiv Stellen gestrichen werden. Schließlic­h hat sie die Energiewen­de auf den Weg gebracht, die verhindert, das weitere konvention­elle Kraftwerke gebaut werden. Und genau so hört sich auch das an, was vonseiten des GE-Management­s gestern als Begründung herangezog­en wurde. Ein solcher Vorwurf greift aber zu kurz. Schließlic­h verdient die GE-Energiespa­rte immer noch gutes Geld.

Das Management macht in Sachen Kommunikat­ion keine gute Figur. Nur wenige Tage vor Weihnachte­n zwei komplette Standorte zur Dispositio­n zu stellen und 1600 Menschen anzukündig­en, dass sie bald ohne Job dastehen, lässt jegliches Feingefühl vermissen. Zu begrüßen ist, dass sich GE offenbar einem Verkauf des Werks in Gladbach nicht verschließ­t. Den ehemaligen Alstom-Beschäftig­ten, die ohnehin nie wirklich im GE-Konzern angekommen sind, bleibt zu wünschen, dass sich ein neuer Investor findet, der sie wertschätz­t und weiterbesc­häftigt. BERICHT

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