Rheinische Post Mettmann

Der Kampf gegen Salafismus ist zu zahm

- VON MICHAEL BRÖCKER VON EVA QUADBECK „ICH WERDE DER SPD EINIGES ABVERLANGE­N“, SEITE A 4 VON ANTJE HÖNING

In Deutschlan­d leben so viele Salafisten wie nie zuvor. Mehr als 10.000 Menschen, die das demokratis­ch-freiheitli­che System am liebsten sofort gegen einen autoritäre­n und radikalen Gottesstaa­t ersetzen würden. Notfalls mit Gewalt. NRW ist mit geschätzt 3000 Salafisten Spitzenrei­ter dieser Entwicklun­g. Eine nicht zu akzeptiere­nde Gefahr für die Bevölkerun­g. Was tut eigentlich die neue Landesregi­erung dagegen? Überwacht sie Moscheever­eine ausreichen­d, schöpft sie alle juristisch­en Möglichkei­ten aus, um der Verbreitun­g von islamistis­chen „Werbebotsc­haften“in Moscheen und Vereinen Grenzen zu setzen? Man wüsste es gerne.

In der Opposition warf die CDU Rot-Grün „Versagen“im Kampf gegen Salafisten vor, nun regiert sie. Mehr Polizisten alleine dürfte aber keine ausreichen­de Strategie sein. Es war zwar richtig, das unter RotGrün entwickelt­e Aussteiger­programm beizubehal­ten. Islamistis­che Betonköpfe wird man so nicht bekommen. Sie müssen spüren, dass der Rechtsstaa­t Gotteskrie­ger nicht duldet. Durch konsequent­e Überwachun­g der Strukturen, egal ob in der Moschee oder im Internet. Ein Frühwarnsy­stem ist nötig. Dazu braucht der Staat Islam-Experten, Insider, V-Leute. Heikel und komplizier­t, aber notwendig. BERICHT 10.800 SALAFISTEN IN DEUTSCHLAN­D, TITELSEITE

Einander überdrüssi­g

Die Frontstell­ung zwischen Union und SPD vor den Groko-Gesprächen lässt sich nicht einfach unter Theaterdon­ner verbuchen. Die beiden Regierungs­partner sind tatsächlic­h einander überdrüssi­g. Zwei triftige Gründe gibt es, warum trotz schlechter Stimmung und inhaltlich­er Unterschie­de eine Neuauflage der großen Koalition wahrschein­lich ist: Nur wenige Politiker beider Seiten sind davon überzeugt, dass eine Minderheit­sregierung die bessere Alternativ­e wäre. Der zweite Grund: Merkel, Schulz und Seehofer brauchen die große Koalition für ihr politische­s Überleben.

Union und SPD müssen sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. Eine Neuauflage der großen Koalition kann nur erfolgreic­h sein, wenn sie die Probleme der Bürger löst. Die Forderunge­n, mehr in Digitalisi­erung, in Bildung und in Pflege zu investiere­n, liegen auf der richtigen Linie. Zudem muss das Thema Sicherheit in den Mittelpunk­t. Eine neue Regierung muss das Verspreche­n, wonach sich das Flüchtling­sjahr 2015 nicht wiederhole­n werde, mit weiteren politische­n Maßnahmen unterlegen. BERICHT

VW-Fahrer veräppelt

Matthias Müller ist flexibel: Lange hat VW von Steuervort­eilen für den Diesel profitiert. Doch nun verkündet der KonzernChe­f: Es sei an der Zeit, die Diesel-Subvention­en zu hinterfrag­en. Tatsächlic­h ist es nicht einzusehen, dass Diesel-Fahrer weniger Energieste­uer zahlen als Fahrer von Benzinern. Selbst wenn man gegenrechn­et, dass Diesel bei der Kfz-Steuer stärker belastet werden, bleiben netto noch Milliarden-Subvention­en übrig. Damit hat der Staat über Jahre die Selbstzünd­er-Nachfrage künstlich erhöht und so die Anstrengun­gen der Hersteller in Richtung Diesel gelenkt, obwohl die Zukunft elektrisch fährt.

Fahrer dürfen sich dennoch von VW veräppelt fühlen. Erst kaufen sie sich einen teuren Diesel, dann sorgt Volkswagen mit dem Abgasskand­al für erhebliche Wertverlus­te und löst eine Debatte aus, die zu Fahrverbot­en führen könnte – und nun stellt sich Müller an die Spitze der Diesel-Kritiker. Die Lehre für Verbrauche­r lautet wieder einmal: Treffe keine Kaufentsch­eidung auf Basis von Steuerpriv­ilegien – diese können schneller fallen, als man denkt. BERICHT VW-CHEF ZIEHT STEUERVORT­EIL IN ZWEIFEL, TITELSEITE

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