Wintereinbruch in Köln
Der 1. FC Köln bekommt das Kunststück fertig, eine 3:0-Führung gegen den SC Freiburg zu verspielen – am Ende steht es 3:4. Der Klassenerhalt verkommt nach diesem Erlebnis und Ergebnis immer mehr zum kühnen Traum. Der Vorstand gesteht gegenüber den Fans Fehler ein.
KÖLN Schneechaos, verspäteter Spielbeginn, Niederlage nach 3:0Führung. Was sich den Zuschauern gestern in Köln darbot, war alles andere als ein normaler Bundesligasonntag. „Mir fehlen die Worte“, sagte Kölns Abwehrspieler Dominique Heintz. „Das ist der absolute Tiefpunkt der vergangenen Wochen.“Das 3:4 gegen den SC Freiburg – da reichte ein Blick in die Gesichter – ist für den 1. FC Köln der härteste aller Nackenschläge der jüngeren Vergangenheit. Nach nun 15 Spielen ohne Sieg, nur drei Punkten und zwölf Zählern Abstand auf den Relegationsplatz scheint der letzte Funken Hoffnung auf den Klassenerhalt erloschen.
Bis zur 90. Minute hatte Köln noch mit 3:2 geführt, dann drehten die Breisgauer durch zwei von Nils Petersen verwandelte Elfmeter die Partie. FC-Interimstrainer Stefan Ruthenbeck sagte: „Nach dem 3:3 haben wir auf Sieg gespielt und wurden ausgekontert. 3:3 oder 3:4 ist uns relativ egal.“Zu Sehrou Guirassy, der vor dem zweiten Strafstoß den Ball überaus plump mit der Hand gespielt hatte, sagte Ruthenbeck nichts. Dafür attackierte er Salih Özcan, der den ersten Strafstoß an Nicolas Höfler verursacht hatte: „Es war ein junger Spieler. Er war zu wild, zu gierig. Er wird das lernen, aber in dieser Phase musst du einfach liefern.“
Doch Köln lieferte nur in den ersten 30 Spielminuten. Die Hausher- ren stellten sich schneller auf die erschwerten Bedingungen ein als die Gäste. Heftiger Schneefall sorgte sowohl für eine halbstündige Verspätung als auch für einen sehr rutschigen Untergrund. Mit Profifußball hatte die erste Halbzeit wenig zu tun. Schiedsrichter Robert Kampka unterstrich diesen Eindruck in der 16. Minute. Der Mainzer hatte gerade auf Strafstoß für den FC entschieden, als Guirassy sich auf die Suche nach dem Elfmeterpunkt unter der Schneedecke machte. Auch Kampka wurde nicht fündig. Die Lösung: Der Unparteiische schritt die elf Meter in guter, alter Bolzplatzmanier von der Torlinie aus ab – zur Erheiterung der Kölner Fans. Die hatten bis zu diesem Zeitpunkt ohnehin Spaß. Ruthenbeck hatte Rechtsverteidiger Lukas Klünter im Sturm aufgeboten. Der schnelle und wendige Klünter hatte mit dem Schnee die wenigsten Probleme und brachte den FC nach schönem Pass von Milos Jojic früh in Führung. Nach dem 2:0 durch den Guirassy-Strafstoß unterlief dem Freiburger Caleb Stanko ein Eigentor. 3:0 nach 29 Minuten. Alles deutete auf den ersten Saisonsieg hin.
Doch mit dem Schnee schmolz auch das Selbstvertrauen der Kölner. Noch vor der Pause drosch Petersen – völlig alleine gelassen – eine Freistoßflanke volley zum Anschlusstreffer ins Tor. So richtig begann das Drama aber erst nach dem Seitenwechsel. Guirassy verarbeitete einen der nun häufig geschlagenen langen Bälle hervorragend, vergaß aber präzise abzuschließen. „Wir verpassen das 4:1, und dann kippt das Spiel“, analysierte Ruthenbeck treffend.
Nach dieser Chance verweigerte sich das Kölner Team konsequent jeglicher Offensivbemühung und überließ Freiburg Ball und Spielfreude. Als Janik Haberer knapp eine halbe Stunde vor Abpfiff zum 2:3 traf, verfielen Kölner Team und Anhänger in einen kollektiven Angstzustand. „Die vielen Verletzten und die Dreifachbelastung der Kölner haben uns natürlich in die Karten gespielt“, sagte Freiburgs Trainer Christian Streich.
Kölns Torhüter Timo Horn rettete mehrfach, bei beiden Elfmetern war er aber machtlos. Die Handschuhe von sich werfend und laut schimpfend verließ Horn das Feld. Sprechen wollte er nicht. Der FC-Vorstand um Werner Spinner und Toni Schumacher, der von den Fans per Spruchband und Gesängen zum Rücktritt aufgefordert wurde, gestand später am Abend in einem Offenen Brief an die Fans Fehler ein, lehnte aber einen Rücktritt ab.
Am Mittwoch geht es für die Kölner zum FC Bayern.