Stöger wird Nachfolger von Trainer Bosz in Dortmund
DORTMUND (sid) Für die Mission Borussia Dortmund wurde Peter Stöger zum „fliegenden Österreicher“: „Ich bin am Samstag von Köln nach Wien geflogen. Am Abend hat es einen Anruf der Borussia gegeben. So bin ich Sonntagfrüh wieder zurückgeflogen. Ich war nur 30 Minuten bei meiner Mutter, aber sie hat sich trotzdem gefreut“, sagte der neue Chefcoach des DFB-Pokalsiegers bei seiner Vorstellung als Nachfolger des nach nur 163 Tagen beurlaubten Vorgängers Peter Bosz.
Statt Kaffeeklatsch in der Heimat stehen für den erst vor Wochenfrist beim Liga-Schlusslicht 1. FC Köln entlassenen Fußballlehrer in Dortmund Krisengespräche auf dem Programm. Am Dienstag will der 51-Jährige mit den Westfalen nach der beängstigenden Talfahrt von acht Bundesliga-Spielen ohne Sieg die herbeigesehnte Trendwende beim FSV Mainz 05 einleiten. „Es wird darum gehen, über die aktuellen Probleme zu sprechen. Wir wollen etwas Empathie in die Gruppe bringen“, beschrieb Stöger seine Planung.
Durch seine Verpflichtung landete der BVB einen Überraschungscoup. Der kurzfristigen Notwendigkeit des Trainerwechsels nach dem neuerlichen Tiefschlag durch die 1:2-Heimpleite am Samstag gegen Abstiegskandidat Werder Bremen soll laut BVB-Boss Hans-Joachim Watzke auch der vorläufige Übergangscharakter von Stögers Engagement zunächst nur bis zum Saisonende geschuldet sein.
„Wir haben ja lange keine Erfahrung mehr damit, mitten in einer Saison einen Trainer zu wechseln. In Stein gemeißelt ist aber gar nichts. Für beide Seiten war wichtig, sich zunächst bis zum 30. Juni zueinander zu bekennen“, sagte Watzke. Rund um den Borsigplatz kursierten allerdings schon vor Stögers Präsentation Spekulationen, dass der BVB zur neuen Saison Julian Nagelsmann vom Ligakonkurrenten 1899 Hoffenheim trotz eines noch bis 2021 laufenden Vertrages nach Dortmund locken will.
Stöger kann jedoch gut mit seiner Rolle als „Zeitarbeiter“leben: „Ich brauche keinen Rentenvertrag. Ich möchte bis zum Sommer etwas aufbauen. Als Trainer wird man in ziemlich kurzen Abständen bewertet, das ist für mich überhaupt kein Problem. Ich hätte auch 14 Tage trainiert.“Die ungewöhnlich kurze Zeit von nur sieben Tagen zur Besinnung nach seinem emotionalen Abschied in Köln bereitet Stöger ebenfalls kein Kopfzerbrechen. „Es ist ja nicht so, dass ich ausgebrannt oder leer gewesen wäre.“
In jedem Fall dürfte Dortmunds Problemlage Stöger im Grundsatz nur allzu vertraut sein. Wie sein Vorgänger Bosz hatte der Ex-Profi bis Anfang Dezember in Köln auch vergeblich versucht, eine kaum noch erklärbare Negativserie nach zuvor viereinhalb Jahren erfolgreicher Arbeit zu bremsen und umzukehren.
Dennoch fühlte Stöger in den Gesprächen mit Watzke und BVBSportdirektor Michael Zorc ausreichend Vertrauen in seine Fähigkeiten: „Sie haben mich bestimmt nicht geholt, weil ich mit Köln in dieser Saison nur drei Punkte geholt habe.“
Watzkes Auftrag an Stöger nach dem Sturz des vormaligen Spitzenreiters aus den Europacup-Rängen ist denn auch eindeutig. „Er soll jetzt erst einmal Punkte holen. Das ist das entscheidende Thema.“
„Ich brauche keinen Rentenvertrag, ich möchte bis zum Sommer etwas aufbauen“
Peter Stöger