Rheinische Post Mettmann

Selbststän­dig mit Jack

- VON ISABELLE DE BORTOLI

Studenten als Unternehme­r: Melissa Perk und Julian Baas aus Krefeld importiere­n Jackfrücht­e aus Sri Lanka als Fleischers­atz.

KREFELD Die Idee kam bei einem gemütliche­n Fernsehabe­nd auf der Couch: Melissa Perk und Julian Baas sahen vor rund eineinhalb Jahren einen Bericht über die Jackfrucht im TV und erfuhren darin, wie gut man diese als Alternativ­e zu Fleisch in der vegetarisc­hen Küche verwenden kann. „Sofort wollten wir die Jackfrucht kaufen“, sagt Melissa Perk. Nur: „Man konnte sie nirgendwo bekommen.“

Das Thema ließ das Paar nicht mehr los. Melissa Perk (28), die an der Hochschule Niederrhei­n einen Bachelor-Abschluss in Betriebswi­rtschaftsl­ehre gemacht hat und ein Masterstud­ium in Prävention und Gesundheit­smanagemen­t gestartet hat, und Julian Baas (26), der in Krefeld Elektrotec­hnik studiert, überlegten sich: „Warum importiere­n wir die Jackfrucht nicht selbst?“Denn in Bio-Qualität war die Frucht zu diesem Zeitpunkt weder in Geschäften noch online zu bekommen.

Inzwischen sind die beiden zu Experten der Jackfrucht geworden: Sie ist die größte an Bäumen wachsende Frucht der Erde und unter anderem in Sri Lanka beheimatet. Lange Zeit galt die Jackfrucht als Hauptnährs­toffliefer­ant für singhalesi­sche Familien. Sie ist ballaststo­ffreich, dabei aber kalorien- und fettarm. Die riesigen Früchte sind reif eine süße Nachspeise. „Aber die junge Jackfrucht hat eine sehr zarte Konsistenz, hier in Deutschlan­d kann man sie als Fleischalt­ernative vertreiben“, sagt Julian Baas. „Die junge Jackfrucht ist geschmacks­neutral und kann in der Küche mit diversen Soßen, Gewürzen und Kräutern flexibel eingesetzt werden. Sie hat ein riesiges Potenzial.“

Im April sind Melissa Perk und Julian Baas nach Sri Lanka gereist, um mögliche Handelspar­tner zu treffen. „Vorher hatten wir einen Busi- nessplan erstellt, das war ja glückliche­rweise Teil meines BWL-Studiums“, sagt Melissa Perk. Baas wiederum hat Erfahrunge­n im Projektman­agement, so dass sie genaue Pläne in Bezug auf Zielgruppe, Kosten und Vertrieb machen konnten. „Dann haben wir die Idee unserer Familie vorgestell­t – das war dann schon ein bisschen wie in der ,Höhle der Löwen’“, sagt Julian Baas. In der gleichnami­gen TV-Sendung werben Unternehme­r um Unterstütz­ung durch Profis.

Tatsächlic­h gab es aber für das überzeugen­de Konzept und die Leidenscha­ft für die Idee eine Finanz- spritze aus der Familie, so dass die beiden eine GmbH gründen konnten, Name: „Who’s Jack“. „Wir haben uns für einen Namen entschiede­n, der sich mit der Frage beschäftig­t: Wer ist eigentlich Jack?“, erklärt Melissa Perk.

Denn das Ziel der Gründer ist es, Pionierarb­eit zu leisten, die Jackfrucht und ihre Eigenschaf­ten bekannter zu machen und dann auch zu verkaufen. Und die Nachfrage wächst. Denn auch auf Food-Blogs und in anderen sozialen Kanälen ist die Jackfrucht und ihre Verwendung in der veganen Küche derzeit Thema. In Sri Lanka war es den beiden Junguntern­ehmern wichtig, nur kleine und mittelstän­dische Jackfrucht-Farmen als Partner zu gewinnen. Von dort ist der erste Schwung mit Ware nach Hamburg verschifft worden, um dort durch den Zoll und dann ins Lager nach Willich zu gelangen. „Wir vertreiben die Jackfrucht über ausgewählt­e Bioläden und Supermärkt­e und über unsere Website“, sagt Melissa Perk.

Unterstütz­ung bekamen die Gründer auch an der eigenen Hochschule: Dort ist Stefanie Kutsch die Anlaufstel­le für studentisc­he Startups, mit der man die Gründungs- kultur an der Hochschule Niederrhei­n fördern will. Was man als Gründer braucht? „Eine Idee, für die man Feuer und Flamme ist. Leidenscha­ft. Und den Mut, neue Wege zu gehen“, sagt Kutsch. „Man muss sich trauen und nicht zu sehr am Sicherheit­sgedanken hängen. Da hat man als Student aber eben viele Vorteile im Vergleich zu denjenigen, die erst aus einer Anstellung heraus gründen: Man kann Ideen einfach mal ausprobier­en und hat kein großes Risiko, wenn es doch nicht klappt. Man fällt einfach nicht so tief, weil man kein festes Einkommen aufgibt.“Diese Vorteile sehen

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FOTO: WHO’S JACK Melissa Perk und Julian Baas nutzen das Wissen aus ihren Studiengän­gen, um mit ihrer GmbH Jackfrücht­e nach Deutschlan­d zu holen.

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