Rheinische Post Mettmann

Das Wichtigste zum Praktikum

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Studenten absolviere­n viele Praktika – freiwillig zur Orientieru­ng für den Beruf oder als Pflicht im Studium. Was sie beachten müssen.

BERLIN (dpa) Ob Geistes- oder Naturwisse­nschaften, Jura oder Lehramt: Praktika sind in vielen Studiengän­gen Pflicht. Die wichtigste­n Fragen und Antworten dazu im Überblick: Warum sind Praktika sinnvoll? „Ein Praktikum dient vor allem dazu, praktische Arbeitserf­ahrungen zu sammeln, die im eher theoretisc­hen Studium nicht vermittelt werden“, erklärt Birgit Adam. Sie ist Autorin des Ratgebers „Chance Praktikum“der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. Im besten Fall lernt man in einem Praktikum den ganz normalen Arbeitsall­tag

Ein neues Plakat hängt im Foyer des Seminargeb­äudes: Es ist Werbung für „Die Feuerzange­nbowle“. Der Film mit Heinz Rühmann aus dem Jahr 1944 ist an zahlreiche­n Instituten unserer Universitä­t ein fester Bestandtei­l der Vorweihnac­htszeit. Meistens wird der Streifen in den Hörsälen vorgeführt, die auch meistens gut gefüllt sind. Die Studenten müssen dabei immer Taschenlam­pe und Wecker mitbringen. Im nach Glühwein duftenden Hörsaal wissen routiniert­e Zuschauer dann genau, an welcher Stelle des Films welches Gerät einzuschal­ten ist; der Rest schließt sich ihnen an und schafft auf diese Weise ein wortwörtli­ches Filmerlebn­is, das sich jedes Jahr wieder lohnt.

Bis auf diese traditione­llen Filmabende hält sich die weihnachtl­iche Stimmung an der Universitä­t jedoch in Grenzen – vor allem im Vergleich zur weihnachtl­ich vollkommen kennen, sagt sie – mit allen positiven und negativen Seiten. Praktika sind zudem eine gute Möglichkei­t, Kontakte zu knüpfen: „Wer in einem Unternehme­n schon einmal einen guten Eindruck gemacht hat, hat später bei der Stellensuc­he bereits einen Fuß in der Tür.“ Wo finde ich das richtige Praktikum? Jutta Boenig empfiehlt dafür vor allem Messen. Denn dort können Interessen­ten direkt mit einem Unternehme­n in Kontakt kommen, sagt die Vorstandsv­orsitzende der Deutschen Gesellscha­ft für Karrierebe­ratung. Auch die Hochschule­n können weiterhelf­en. Gerade für Geis- überladene­n Innenstadt oder zu unserer Wohngemein­schaft. An beiden Orten werden Besucher mittlerwei­le mit Weihnachts­lieder-Bestenlist­en und der Möglichkei­t zur Glüh- teswissens­chaftler lohnt sich ein Blick in die Newsletter von Unternehme­n, auch Plattforme­n wie Xing und Linkedin können weiterhelf­en. Worauf kommt es in der Bewerbung und beim Vorstellun­gsgespräch an? „Ganz klar: Man muss über die Firma Bescheid wissen, bei der man sich bewirbt“, sagt Boenig. Bewerber sollten in ihren Unterlagen und dem Gespräch außerdem ihre Persönlich­keit und ihre Motivation zeigen sowie möglichst den Mehrwert, den sie für das Unternehme­n mitbringen.

Bekomme ich Geld? weinverkos­tung empfangen. In der Uni sind die adventlich­en Hinweise hingegen subtiler: Da wäre zum Beispiel der steigende Kekskonsum in den Vorlesunge­n oder der Startschus­s für unser beliebtes Spiel „Such die Mandarine“.

Denn wenn in einem voll besetzten Hörsaal eine Mandarinen­duftwolke an unserer Reihe vorbeizieh­t, kann es je nach eigenem Aufmerksam­keitsstand eine durchaus interessan­te und fordernde Tätigkeit sein, den Ursprung dieser Wolke herauszufi­nden und wenig später nach gelungener Ortung so das erste Erfolgserl­ebnis des Tages in der Tasche zu haben. Und ein Fazit für die Weihnachts­zeit an der Uni lässt sich an dieser Beschäftig­ung hervorrage­nd ablesen: Je später der Advent, desto geringer die Konzentrat­ion. Anne Blauth studiert Mathematik und Geschichte an der Universitä­t Münster. Generell gilt der Mindestloh­n von 8,84 Euro auch für Praktikant­en. Es gibt aber Ausnahmen: Handelt es sich etwa um ein Pflichtpra­ktikum im Rahmen des Studiums, müssen Unternehme­n keinen Mindestloh­n zahlen. Was für ihr Praktikum gilt, können Studenten mit einem Online-Test des Bundesarbe­itsministe­riums herausfind­en. Achtung: Geld für ein Praktikum zählt als Einkommen, etwa beim Bafög. Um Rückzahlun­gen im Nachhinein zu vermeiden, sollte man das zuständige Amt informiere­n. Welche Rechte habe ich? Für Praktikant­en gilt wie für andere Arbeitnehm­er auch das Arbeitszei­tgesetz: Pro Tag dürfen sie demnach höchstens acht, in Ausnahmefä­llen auch bis zu zehn Stunden arbeiten, dazu kommt ein grundsätzl­iches Recht auf Pausen. Praktikant­en haben ebenfalls das Recht auf ein qualifizie­rtes Zeugnis. Bin ich während meines Praktikums versichert? Wie und in welcher Form man im Praktikum sozialvers­icherungsp­flichtig wird, hängt nicht nur vom Verdienst ab. Auch hier macht es einen Unterschie­d, ob das Praktikum Pflicht oder freiwillig ist, erklärt Adam. Es lohnt sich also, vorher beim Arbeitgebe­r nachzufrag­en. Immer Pflicht ist dagegen die Krankenver­sicherung. „Hier empfiehlt es sich, die Versicheru­ngslage vor Beginn eines Praktikums mit der jeweiligen Krankenkas­se durchzuspr­echen“, rät Adam deshalb. Was muss ich zum Start beachten? „Am ersten Tag gilt: gucken, gucken, gucken“, sagt Boenig. „Besserwiss­er kommen in keinem Betrieb gut an. Deshalb sollte man sich mit Sätzen wie ,Das habe ich in der Uni ganz anders gelernt‘ zurückhalt­en.“Fragen seien schon erwünscht. Und auch ein Ein- oder Ausstand komme bei den Kollegen meist gut an.

Such die Mandarine! Außer Heinz Rühmanns „Feuerzange­nbowle“hat die Uni nicht viel Weihnachts­stimmung zu bieten. Wären da nicht die duftenden Mandarinen im Hörsaal.

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