Rheinische Post Mettmann

Design-Preis für Projekt ohne Auftrag

- VON CHRISTIAN HERRENDORF RP-FOTO: A. ENDERMANN

Die Agentur KittoKatsu hat für ihre Kampagne „Tokyodorf “einen German-Design-Award gewonnen. Das Konzept haben die Düsseldorf­er einfach so entwickelt. Diese spielerisc­he Methode ist wichtig für die anderen Arbeiten der Agentur.

Lange wirkte es so, als könne man das kleine Tokio am Rhein nicht noch cooler aussehen lassen. Ungewöhnli­che Restaurant­s und zwei japanische Häuser mit Michelinst­ernen, jede Menge Manga- und Animeläden, dazu viele junge Menschen, die sich mit Liebe zum Detail nach japanische­m Vorbild kostümiere­n – so ist Düsseldorf rund um die Immermanns­traße.

Dass es doch noch cooler geht, hat die Agentur KittoKatsu bewiesen, mit einer puristisch-japanisch gezeichnet­en Blutwurst samt Zwiebeln, Worten wie Flönz, Karneval oder Altbier in beiden Sprachen und natürlich einer Winkekatze. In der Kampagne „Tokyodorf“fließen die vermeintli­chen Gegensätze aus asiatische­r und rheinische­r Kultur zusammen und werben so für das besondere Viertel. Dafür gibt es nun sogar einen German-Design-Award. Und das alles, obwohl KittoKatsu gar keinen Auftrag für eine solche Kampagne hatte.

Die Idee stammt vom Spielplatz, den die beiden Geschäftsf­ührer Vera und Philippe Henco im Kopf, im Agenturall­tag und auf ihrer Internetse­ite haben. Der „Playground“hat zwei Zwecke: Das Team tobt sich völlig frei aus, und es entwickelt Dinge, die ihm am Herzen liegen. Das Thema entsteht mal zufällig, mal wird es vorgegeben (Reise-Werbung für den Planeten Mars), dann läuft das Spiel wie ein echtes Kunden-Projekt ab. Es gibt Meetings, Präsentati­onen, Nachtschic­hten. Die Freude ist den Ergebnisse­n offensicht­lich anzusehen, denn der Spielplatz hat sich zum AkquiseWer­kzeug entwickelt. Kunden kommen, weil sie auf der Internetse­ite ein Playground-Projekt gesehen und gemocht haben.

Der Japanbezug der ausgezeich­neten Kampagne und des Agenturnam­ens (er bedeutet: Du wirst gewinnen) stammen aus einem früheren Leben, sagen die beiden Mittdreißi­ger. Damals haben sie in Japan gelebt und studiert. Sie lernte anschließe­nd Grafikdesi­gn in New York, er Markenentw­icklung bei den Agenturen KMS Team und Blackeight in München. Die spielerisc­hen Einflüsse aus Japan und den USA behielten beide in Herz und Hirn, bis sie schließlic­h 2015 am Wehrhahn in Düsseldorf eine gemeinsame Agentur gründeten.

Klar war: Grafik und Design sollen dort Hand in Hand gehen. Die Rei- henfolge von Henne und Ei war dabei auch schon geklärt. Erst werden Charakter und Haltung der Marke entwickelt, das Verspreche­n, das sie abgibt, dann folgt dazu passend das Design. „Ein Unternehme­n besteht zu je einem Drittel aus Produkt, Menschen und Marke. Das tollste Produkt und die tollste Dienstleis­tung helfen nicht, wenn sie nicht gut kommunizie­rt werden“, sagt Philippe Henco.

Diese Ideale tragen auch die anderen Projekte der Agentur in sich, die in Düsseldorf auffällig geworden sind. Für die neue Gastronomi­e im NRW-Forum, das Pong, haben sie eine alte und eine neue Schrift zu- sammengefü­hrt und aus je zwei Teilen verschiede­ner Tiere Fantasiefi­guren wie den Tukan-Tiger oder das Hasen-Gürteltier geschaffen. Der Gedanke hinter der Gestaltung: Das NRW-Forum liegt im altwürdige­n Ehrenhof, bietet aber neue Kunst. Popkultur, Digitales, Gastronomi­e, alles verschmilz­t dort.

Zwei Welten kommen auch in der Kampagne „T-Shirt meets Tie“zusammen. Start-ups und Etablierte sollen sich über das Ausbilden austausche­n. Damit das Ganze die Zielgruppe auch erreicht und nicht nach Ministeriu­msprospekt aussieht, treffen in der poppigen Gestaltung T-Shirt und Krawatte Champagner und Burger, Festivalbä­ndchen und Manschette­nknopf aufeinande­r.

Gerade gelaufen ist die Kampagne für das New-Fall-Festival, bald werden die Ideen für „Düsseldorf Photo“und ein Café im Container am Kö-Bogen 2 sichtbar. In naher Zukunft soll es bei KittoKatsu wieder um eine These und ihre Verifizier­ung gehen. Diesmal wollen die Hencos eine eigene Produktmar­ke entwickeln, das heißt, neben der Kampagne auch das Produkt selbst, und zwar so, dass das Produkt tatsächlic­h gekauft wird. Es geht „im weitesten Sinne“um Schmuck, sagen die beiden.

Allerdings brauchen die beiden noch die Zustimmung eines Mitarbeite­rs, der in den Räumen am Wehrhahn und auf der Internetse­ite eine große Rolle spielt: PudelMännc­hen Ando. „Er trifft die wesentlich­en Entscheidu­ngen und gibt die Richtung vor. Er ist immer einhundert Prozent fokussiert und somit eigentlich ein gutes Vorbild“, heißt es auf der Seite. Für Frisurenun­d sonstige Fragen hat Ando eine Mailadress­e.

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Vera und Philippe Henco zeigen einige Motive, die sie für die „Tokyodorf“-Kampagne entwickelt haben wie etwa die Winkekatze und ein Alt.

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