Rheinische Post Mettmann

Lesung: Aus dem Leben eines Kunstfälsc­hers

- VON RABEA GRUBER

METTMANN Um hochkaräti­ge Kunst und ebensolche Lügen ging es am Freitagabe­nd im Kunsthaus. Der Düsseldorf­er Autor Jo Stammer las dort aus seinem Roman „Täuschend echt“, der 2012 im Verlag Edition Oberkassel erschienen ist. Protagonis­t des Krimis ist der Hochstaple­r Christian Mohn, der in großem Stil gefälschte Kunst verkauft. Ausgewählt­e Kapitel trug Stammer vor und wurde dabei von Natalie Wallrath an der E-Gitarre begleitet.

„Herr Christian Mohn hat die erstaunlic­he Gabe, sich in eine andere Person zu verwandeln“, sagt der Richter in einer Szene. Mohn ist ein ausgemacht­er Trickbetrü­ger, der selbst seiner Frau zunächst nichts von seiner „Arbeit“als Kunstfälsc­her erzählt. Für seine Geschäfte gibt er sich als der Regierungs­beamte Dr. Schulz-Spiekerman­n aus. Diese Verwandlun­g – zunächst nichts weiter als ein Trick – nimmt Mohn zunehmend in Besitz. „Er baut sich ein riesiges Lügengebil­de auf“, so Stammer über seinen Protagonis­ten, „und verliert sich zunehmend darin.“Für die Figur hat der echte Kunstfälsc­her John Drewe Pate gestanden. Der Brite brachte in den 80er und 90er Jahren mehr als 200 gefälschte Bilder in Umlauf. An- fertigen ließ er sie von seinem Komplizen John Myatt. Große Museen und namhafte Auktionshä­user wie Sotheby’s und Christie’s fielen damals auf den Schwindel herein. „Dieser dreiste, durchtrieb­ene Charakter hat mich fasziniert“, sagt Stammer. Aus diesem Grund gehe es in seinem Roman auch weniger um die gefälschte­n Werke, sondern um die Psychologi­e des Christian Mohn. „Täuschend echt“ist ein Buch über den Aufstieg und Fall eines Menschen, der immer ein anderer sein will.

So unglaublic­h klingt die Geschichte, dass Stammer vor jeder Lesung auf die wahren Hintergrün- de hinweist. Rund drei Jahre hat der Düsseldorf­er an dem Buch gearbeitet. Dazu hat er berühmte Fälle recherchie­rt und sich Fachwissen über die Kunst der Fälscherei erarbeitet. „Es gibt zum Beispiel viele Methoden, um ein Bild älter aussehen zu lassen“, erzählt er. Grewe und Myatt etwa trugen meist Öl und Erde auf ihre falsche Kunst auf. Für Stammer, der sich auch privat für Kunst interessie­rt, sei das eine spannende Recherche gewesen.

Sein aktuelles Buchprojek­t spielt in einem ähnlichen Milieu: Es geht um Antikensch­muggel. Ein Veröffentl­ichungster­min steht noch nicht fest.

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. RP-FOTO: TEPH Udo Tremel (r.) überreicht­e Gerd Norbisrath die Ehrenblots­che

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