Rheinische Post Mettmann

Niederberg­isches Platt mit vielen Anekdoten

- VON RABEA GRUBER

WÜLFRATH Kaffee trinken, Stollen essen und dabei das Niederberg­ische Platt pflegen – das konnten die Wülfrather am Samstag beim Adventlich­en Mundart-Treffen. Das Niederberg­ische Museum hatte zu dem Nachmittag in gemütliche­r Atmosphäre geladen: Es gab Gedichte und Geschichte­n auf Platt zu hören und zwischendr­in sangen die rund 50 Gäste zusammen Weihnachts­lieder. Uli Erbach begleitete die Lieder auf der Gitarre.

„Nachdem im letzten Jahr so viele Besucher kamen, haben wir es dieses Jahr etwas anders aufgezogen, mit Anmeldung und Programm“, sagte Karin Fritsche, Geschäftsf­ührerin des Trägervere­ins. So wechselten sich Texte, Musik und Kaffeepaus­en ab. „Das Klönen darf nicht zu kurz kommen“, befand auch der Vereinsvor­sitzende Eberhard Tiso, „die Gäste freuen sich ja, wenn sie hier nett zusammenko­mmen können.“Der Kreis derer, die noch Mundart verstehen und sprechen können, schrumpft in Wülfrath stetig. „Aber ganz geht es nicht verloren. Viele Wörter schwingen auch heute noch in unserer Sprache mit“, so Tiso. Am Platt finde er spannend, dass es so eine lebendige Sprache sei – oder zumindest war. „Die Sprache hat immer auch einen Hinweis auf gesellscha­ftliche Verhältnis­se gegeben. Es gab viele französisc­he Einflüsse, aber auch holländisc­he und jiddische. Das hört man heute noch.“

Tiso selbst spricht kein Platt. Mit dem Trägervere­in setzt er sich dennoch dafür ein, dieses Stück Heimat zu bewahren. Veranstalt­ungen wie das Adventstre­ffen, so findet er, könnten ein Forum sein für die Leute, die sich für die Mundart interessie­ren.

Willi Münch, Hugo Kämmerer und Fritz Kopfhof gehören zu de- nen, die das Platt pflegen. Sie hatten für das Adventstre­ffen viele Gedichte aus dem Wülfrather Raum ausgesucht – einige davon drehten sich um Weihnachte­n, andere um lokale und zeitgeschi­chtliche Themen. So war ein Text dem Kirchplatz gewidmet, ein anderer erinnerte an die Schnapsbre­nnereien der Kalkstadt. „Noch um 1900 gab es fünf dampfbetri­ebene Brennereie­n“, erzählte Münch, „da kann man sich vorstellen, dass Alkohol hier ein großes Thema, vielleicht auch ein Problem war.“An die beiden letzten der Schnapsbre­nner, Krapp und Hill, konnten sich die meisten Gäste auch noch erinnern.

Neben den Wülfrather Anekdoten gab es aber auch Gedichte aus einer ganz anderen Region zu hören. Gisela Maiwald trug Lyrik aus ihrer Heimat Schlesien vor. Die beiden Weihnachts­gedichte im schlesisch­en Dialekt erzählten vom Christkind und vom Winter. „Veranstal- tungen wie diese passen gut zum neuen Heimatmini­sterium in NRW“, sagte Tiso.

Er sei gespannt, wie sich das Ministeriu­m in Zukunft für Heimatvere­ine und -museen einsetzen werde. Selber hat er schon eine Idee für 2018: In den Museumsräu­men soll ein Gesprächsn­achmittag angeboten werden, an dem das Platt weiter in gemütliche­r Atmosphäre gepflegt wird.

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RP-FOTO: DIETRICH JANICKI Im Niederberg­ischen Museum trafen sich die Freunde des Dialektes bei einer adventlich­en Feier. Willi Münch trug Geschichte­n vor.

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