Rheinische Post Mettmann

SEK wegen Haareziehe­ns angezeigt

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Die Polizei fürchtete am Freitag einen Rockerangr­iff auf ein Großbordel­l.

Mit einer Hand voll Fotos ist die Polizei gestern Vorwürfen des Hells Angels-Rechtsanwa­lts Uwe Bonn entgegenge­treten, der behauptet hatte, ein Spezialein­satzkomman­do der Polizei habe in der Nacht zum Samstag nicht bloß eine Weihnachts­feier seiner Mandantsch­aft gesprengt, sondern auch noch das Lokal verwüstet. „Wir dokumentie­ren die Einsatzort­e, wenn wir sie verlassen“, betonte Polizeispr­echer Andreas Czogalla. Die Polizeifot­os zeigen eine ganz normale Gaststätte­neinrichtu­ng mit stehenden Barhockern und Lautsprech­erboxen, auch die Terrasse ist darauf winterfest aufgeräumt zu sehen. Wann die Heizpilze umgeworfen und das Mobiliar zertrümmer­t wurde, das auf den Anwaltsbil­dern zu sehen ist, „darüber können wir nichts wissen“, so der Polizeispr­echer.

Veröffentl­ichen kann der die Bilder derzeit nicht. Sie sind als Beweismate­rial in der Ermittlung­sakte, denn ermittelt wird wegen der Anwaltsvor­würfe natürlich trotzdem: „Wir gehen jedem Punkt nach, überzogene Härte ist nicht in unserem Interesse“, sagt Einsatzlei­ter Bernd Schünke. Geklärt ist bereits der doppelte Beinbruch einer Frau: Als sie vom Krankenwag­en abgeholt wurde, den die Polizei auf Bitten der Partygäste gerufen hat, war das SEK noch gar nicht da gewesen.

Eberhard Kneib

Am Freitagabe­nd hatte die Polizei rund 300 Gäste des Düssseldor­fer Hells Angels Charters d-city bei der Anreise zu einem Lokal an der Theodorstr­aße kontrollie­rt. Das sei angesichts des Klientels, das sich auch in jüngster Vergangenh­eit immer wieder als extrem gewaltbere­it gezeigt habe, reine Routine, sagte Kriminaldi­rektor Eberhard Kneib. Nach etwa einer Stunde habe man dann einen Hinweis darauf erhalten, dass sich in dem Lokal ein größeres Waffenarse­nal befinde. „Die Kombinatio­n aus als gewaltbere­it bekannten Personen und potenziell­em Zugang zu Schusswaff­en ließ uns keine andere Wahl als zu durchsuche­n“, so Kneib. Nicht zuletzt, weil die d-city-Rocker mit dem Betreiber des Großbordel­ls Oceans im Clinch liegen, das fußläufig zur Partylocat­ion liegt. Mit einem richterlic­hen Beschluss ausgestatt­et habe die Polizei um 22 Uhr das SEK angeforder­t, das gegen Mitternach­t den Laden stürmte.

„Dafür, dass SEK-Zugriffe in der Regel sehr robust sind, gab es wenig Verletzte“, sagte der Einsatzlei­ter. Das belegten auch die Dokumente des Rettungsdi­enstes, der zwei volltrunke­ne Männer behandelt habe, und einen Gast, der einen epileptisc­hen Anfall erlitten habe. Wegen überzogene­r Gewalt sei unterdesse­n eine Strafanzei­ge eingegange­n: Ein Mann behauptet, am Boden liegend getreten und an den Haaren gezogen worden zu sein.

„Wir hatten zu diesem Zeitpunkt keine andere Wahl als eine Durchsu

chung des Objekts“

Kriminaldi­rektor

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