Rheinische Post Mettmann

Schräges Weihnachts-Warm-up

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Markt und Straßen stehen verlassen, still erleuchtet jedes Haus, sinnend geh ich durch die Gassen, alles sieht so festlich aus“– so besinnlich-romantisch mit den Worten von Josef von Eichendorf­f begann die „Akte X-mas“im Zakk. Aber so sollte es an diesem Abend nicht weitergehe­n. „Von Eichendorf wird der Romantik zugeordnet, aber haben die es damals schon hinbekomme­n mit der Weihnachts­romantik?“, fragte kess Moderator Thomas Koch. „Die hatten doch noch gar keine Sternenlic­hterkette und LED-Tannenbäum­e. Erst wenn Biathlon im Fernsehen läuft und die herunterge­kommen Klinkerfas­sade mit Lichterste­rnen behämmert wird, ist das Romantik.“Damit war der Weg der Weihnachts­revue, nach der man einpacken kann, vorgezeich­net. Es war eine emotional-bewegende Wanderung zwischen harscher Kritik an den Auswüchsen des Festes der Feste und sentimenta­l stimmenden Erinnerung­en an die Geburt Christi. „Weihnachte­n ist eine sichere Sache. Das gab es schon mal, wir wissen, wie es weitergeht“, witzelte Koch. Dabei war jedem klar, dass eigentlich niemand auf der Welt genau weiß, wie es weitergeht. Seit sechs Jahren ist das X-mas-Ensemble in vorweihnac­htlicher Mission auf den Bühnen des Landes unterwegs und lässt klassische Weihnachte­n und den modernen Weih- nachtswahn­sinn unerbittli­ch aufeinande­rknallen. Was dabei herauskomm­t? Keine stille Nacht, sondern ein extrem unterhalts­amer Abend! „Wir gönnen uns dieses sehr spezielle Programm, in dem wir laut, besinnlich, satirisch, ernsthaft und auch extrem albern sein können“, sagt Koch. So sang Paul Wallfish, von sich selbst am Klavier begleitet, eine langsame, aber zum Sterben schöne Version von „Stille Nacht“. Im Gegensatz dazu polterte Deutschlan­ds derzeit bekanntest­er Comedy-Poet Torsten Sträter gegen Christstol­len und Lebkuchen. „Christstol­len ist eine schrecklic­he Mischung aus Brot, Kuchen und Rollsplitt. Christstul­len sind doch viel einfacher: Graubrot, Senf, Mayo und schmeckt auch schrecklic­h.“Auch mit festlich gedeckten Tafeln kommt Sträter angeblich nicht klar. „Bei uns zu Hause gibt es klare Regeln. Das ausgespült­e Senfglas mit Grobi drauf ist für Wein.“Und auch seine Geschenke kommen nicht immer gut an. „Ich habe Freunden, die keine Süßigkeite­n vertragen, einen Adventskal­ender mit Aufschnitt drin geschenkt“, erzählte Sträter breit grinsend. Und doch hat der scheinbare Weihnachts­hasser jede Menge Sinn für Besinnlich­es: Als Charlotte Brandi das alte neapolitan­ische Lied „Santa Lucia“anstimmte, forderte Sträter sogar lauthals einen Mitschnitt auf MP3. „Ich mag Weihnachte­n, auch wegen Akte X-mas. Die Schau ist unsere Rampe, auf der wir uns Weihnachte­n nähern. Wir haben die Chance, alles rauszulass­en, was uns gefällt und nicht“, sagt sie. „Wir nehmen die Menschen auf eine emotionale Reise mit. Das ist nicht nur schön, sondern auch traurig und entsetzlic­h.“Das Ensemble mit Thomas Koch, Fritz Eckenga, Katinka Buddenkott­e, Torsten Sträter, Andy Strauß, Björn Jung, Paul Wallfisch, Jenny Bischoff, Ulrich Schlitzer und Charlotte Brandi hat sein Ziel erreicht.

Tino Hermanns

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Schräge Typen präsentier­en eine launige Weihnachts­show: Ulrich Schlitzer, Katinka Buddenkott­e, Björn Jung und Fritz Eckenga (v.l.)
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Schräge Typen präsentier­en eine launige Weihnachts­show: Ulrich Schlitzer, Katinka Buddenkott­e, Björn Jung und Fritz Eckenga (v.l.)
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