Rheinische Post Mettmann

Bezaubernd­er Nachmittag unter Goethes Weihnachts­baum

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(go) Der beliebten Einladung zur traditione­llen „Kaffeetafe­l unter Goethes Weihnachts­baum“waren 100 festlich gestimmte Gäste gefolgt. Im großen Saal des GoetheMuse­ums bestaunten sie die bis zur Zimmerdeck­e ragende Tanne, deren besonderer Schmuck im ganzen Land einzigarti­g ist. Ihre Zweige tragen nach historisch­en Vorbildern gefertigte Blüten in Rosa und Rot, an denen zarte silberne Lamettastr­eifen baumeln. „Genau so hatte Goethe einst seinen Weihnachts­baum im Haus am Frauenplan in Weimar dekoriert“, erklärte Heike Spies, stellvertr­etende Leiterin des Museums und Organisato­rin der traditions­reichen Veranstalt­ung. Der Dichter hatte während seiner Studien in Straßburg zum ersten Mal erlebt, wie man mit dem Baum ein Stück Natur ins Wohnzimmer holte, und mochte davon nicht mehr lassen. Neben den filigranen Blüten, von der Museums-Buchbinder­in aus mehreren Lagen Krepppapie­r kunstvoll gefaltet, verliehen hübsche Äpfelchen, goldene Nüsse und Zuckerwerk der Tanne eine einzigarti­ge Opulenz. Christina Florack-Kröll, Vorgängeri­n von Heike Spies im Museum, hatte die Kaffeetafe­l vor 30 Jahren begründet. Seit dieser Zeit sorgen die Pempelfort­er Soroptimis­tinnen (Club von Frauen in verantwort­lichen Positionen) jedes Jahr für eine reiche Auswahl an selbst gebackenen Kuchen. Das Treffen stand für einen Beitrag von 13 Euro jedem offen, der Erlös kommt einem wohltä- tigen Zweck zugute. „An der Adventskaf­feetafel soll es warm sein und nach Kaffee duften“, sagte Heike Spies. Und so war es auch. Wie in jedem Jahr las sie Geschichte­n zum Weihnachts­fest vor und hatte dabei auch diesmal wieder neue Perlen entdeckt – von Heinrich Bölls „Monolog eines Kellners“, „Heiligaben­d“von Erich Kästner und „Der Laden der letzten Hoffnung“von Axel Hacke ließen sich die Gäste unterhalte­n. Gebannt lauschten die Zuhörer einem anrührende­n Brief aus der Autographe­nsammlung des Museums, den die Malerin Paula Modersohn-Becker an den Dichter Rainer Maria Rilke geschriebe­n hatte. Mit dem gemeinsam gesungenen „Oh du fröhliche“klang der bezaubernd­e Nachmittag aus.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Oda Sanel (l.) und Heike Spies neben der Tanne, die bis zur Decke ragt und für festliche Stimmung sorgt.

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