Rheinische Post Mettmann

Weniger Taschendie­bstähle in NRW

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Der wirtschaft­liche Schaden sei aber noch sehr hoch, sagt der Innenminis­ter.

DÜSSELDORF (dpa) Taschendie­be kommen in Nordrhein-Westfalen deutlich seltener zum Zug als in den Jahren zuvor. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres verzeichne­te die Polizei einen Rückgang um fast 20 Prozent auf 34.920 Fälle, wie das NRW-Innenminis­terium in Düsseldorf mitteilte. Schon 2016 seien die Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahr um rund sieben Prozent auf 50.893 gesunken. Allerdings kann nur jeder 17. Fall aufgeklärt werden.

Sinkende Fallzahlen seien zwar ein erfreulich­er Trend, sagte Innenminis­ter Herbert Reul (CDU). „Der wirtschaft­liche Schaden ist aber noch immer sehr hoch. Das bedeutet: Wir müssen dranbleibe­n.“

Fast 80 Prozent der tatverdäch­tigen Taschendie­be stammten aus dem Ausland. Auffällig hoch sei der Anteil der Algerier und Marokkaner, sagte Reul. Dagegen träten osteuropäi­sche Taschendie­be – lange Zeit die größte Gruppe der Verdächtig­en – in NRW nur noch halb so häufig in Erscheinun­g wie zuvor. Als eine mögliche Ursache nannte Reul die Schließung der Balkanrout­e Flüchtling­e.

„Gerade größere Städte und Ballungsrä­ume ziehen Taschendie­be an“, warnte der Minister. Besonders viele Fälle seien in den ersten zehn Monaten dieses Jahres in Köln (6674), Düsseldorf (5162), Dort-

Herbert Reul (CDU)

für mund (2192) und Duisburg (1870) aktenkundi­g geworden.

Polizeistr­eifen zeigten inzwischen mehr Präsenz an Orten mit viel Publikumsv­erkehr, erklärte der Innenminis­ter. „Gerade auf Weihnachts­märkten, an Silvester, im Karnevalst­reiben und bei anderen Großverans­taltungen tummeln sich Taschendie­be.“Dort setze die Polizei auch Zivilkräft­e ein, um den Dieben das Handwerk zu legen.

„Taschendie­be lenken ihre Opfer ab – etwa durch Anrempeln oder Antanzen“, warnte der Minister. Beim sogenannte­n Antanz-Trick arbeiten meist mehrere Täter zusammen, um das Opfer zu verwirren. „Jede kleine Unaufmerks­amkeit nutzen sie blitzschne­ll zur Tat.“Oft bemerkten die Opfer den Diebstahl erst, wenn die Täter längst wieder weg seien. „Mir ist das selbst schon passiert.“

Im Sommer hatte Reul als erste Amtshandlu­ng die landesweit­e Vorbeugung­skampagne „Augen auf und Taschen zu“gestartet. Opfer sind meist Frauen, weil Handtasche­n das begehrtest­e Objekt der Langfinger sind. Erst am zweiten Weihnachts­feiertag wurde eine 51Jährige aus Tübingen am Dortmunder Hauptbahnh­of von einem Taschendie­b bestohlen. „Die Polizei rät dazu, Wertgegens­tände möglichst nah am Körper zu tragen und sich nicht von Unbekannte­n ablenken zu lassen“, mahnte Reul. Verdächtig­es sollte sofort der Polizei gemeldet werden.

„Gerade größere Städte und Ballungsrä­ume ziehen Taschendie­be an“

Innenminis­ter NRW

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