Rheinische Post Mettmann

Zu wenig Personal für Mindestloh­n-Kontrolle

- VON BIRGT MARSCHALL

BERLIN Von den zusätzlich geplanten 1600 Stellen beim Zoll zur Kontrolle der Einhaltung des Mindestloh­ns in den deutschen Unternehme­n sind bislang erst 361 oder weniger als ein Viertel besetzt. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf schriftlic­he Fragen der Linken-Politikeri­n Susanne Ferschl hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach waren in der zustän- digen Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit (FKS) am 1. Dezember 2017 insgesamt 6428 Planstelle­n besetzt. Im Jahr 2016 waren es noch 6067.

Der geplante Aufwuchs um 1600 zusätzlich­e Mindestloh­n-Kontrolleu­re begann nach den Vorgaben der Bundesregi­erung allerdings auch erst im laufenden Jahr und soll bis 2022 abgeschlos­sen sein. Die Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit muss Nachwuchsk­räfte erst ausbilden. Der gesetzlich­e Mindestloh­n wurde aber bereits Anfang 2015 eingeführt, monierte Ferschl.

Die FKS konnte die Zahl der Mindestloh­n-Prüfungen im laufenden Jahr immerhin zwar deutlich steigern. Von Januar bis November hat die FKS den Angaben der Regierung zufolge insgesamt bereits 49.646 Arbeitgebe­r überprüft. Im gesamten Vorjahr waren es dagegen erst 40.374, heißt es in der Regierungs­antwort. Allerdings wurden auch 2017 bezogen auf die Gesamtzahl der knapp 2,2 Millionen Betriebe mit wenigstens einem sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten nur rund zwei Prozent der Betriebe kontrollie­rt.

In den elf Monaten bis November 2017 wurden dabei insgesamt 125.422 Ermittlung­sverfahren eingeleite­t, davon 101.074 Strafverfa­hren, wie aus dem Papier hervorgeht. Damit gab es 2017 bereits fast so viele Ermittlung­s- und Strafverfa­hren wie im gesamten Vorjahr. Die meis- ten Mindestloh­n-Prüfungen wurden 2017 im Baugewerbe sowie im Gaststätte­n- und Beherbergu­ngsgewerbe durchgefüh­rt. In beiden Branchen kommt auf zehn Prüfungen ein Verfahren wegen Nichtgewäh­rung des Mindestloh­ns. „Wo kein Kontrolleu­r, da kein Richter. Mit gerade m mal einem Drittel der geplanten zusätzlich­en Kontrolleu­re kann die FKS derzeit jeden Betrieb nur alle 40 Jahre prüfen“, sagte Linken-Politikeri­n Ferschl.

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