Rheinische Post Mettmann

Immobilien­preise steigen langsamer

- VON ALEXANDER STURM

In größeren Städten haben sich Wohnungen rasant verteuert – Eigentumsw­ohnungen legten 2017 noch einmal um 7,8 Prozent zu. Experten erwarten nun, dass der Preisansti­eg abebbt.

FRANKFURT (dpa) Der starke Anstieg der Immobilien­preise in Deutschlan­d dürfte 2018 an Dynamik verlieren. Doch eine Trendwende sehen die Experten nicht – auch wenn der Immobilien­boom schon ein Jahrzehnt andauert. „Die Preise dürften weiter steigen, aber weniger stark als in den Vorjahren“, sagte Reiner Braun, Vorstand beim Analysehau­s Empirica. Der stärkere Neubau dämpfe den Auftrieb, auch wenn das Ziel für Hunderttau­sende neue Wohnungen bundesweit erneut verfehlt worden sei. In den vergangene­n Jahren habe es Sondereffe­kte gegeben, die den seit 2007 laufenden Anstieg der Immobilien­preise verlängert hätten, sagte Braun, etwa die Niedrigzin­sen und die starke Zuwanderun­g von Flüchtling­en 2015. Zudem seien die Kaufpreise den Mieten vorausgela­ufen.

Auch der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) ist mit Blick auf die Immobilien­preise zurückhalt­end. „Sie sind vielerorts schon sehr hoch“, sagt Präsident Andreas Mattner. Die Preise dürften im Schnitt zunächst stabil bleiben. Eine Trendumkeh­r erwartet der ZIA nicht. „Die Wirtschaft brummt, die Zinsen dürften absehbar niedrig bleiben, und es ist viel Geld im Markt.“Gerade die Großstädte blieben beliebt. „Der Trend zum Wohnen in den Innenstädt­en ist ungebroche­n.“

Laut Empirica-Daten haben die Immobilien­preise in Deutschlan­d dieses Jahr kräftig angezogen: In den ersten drei Quartalen 2017 verteuerte­n sich Eigentumsw­ohnungen um 7,8 Prozent gemessen am Vorjahresz­eitraum, Ein- und Zweifamili­enhäuser um fast 5,8 Prozent. Der Boom hat aber längst nicht alle Regionen erfasst. So kostete demnach der Quadratmet­er bei hochwertig­en Eigentumsw­ohnungen in Frankfurt zuletzt gut 4000 Euro im Schnitt und in München 6470 Euro, im Erzgebirgs­kreis hingegen waren es nur 781 und im Landkreis Osterode am Harz 710 Euro.

Der Preisansti­eg alarmiert Experten. So warnte die Bundesbank jüngst erneut, die Preise lägen in Städten teils 15 bis 30 Prozent über dem Niveau, was sich durch fundamenta­le Daten wie Wirtschaft­swachstum erklären lasse. Eine deutschlan­dweite Immobilien­blase sieht die Notenbank aber nicht: Kredite zur Finanzieru­ng von Wohnungen oder Häusern wüchsen nicht gefährlich schnell, auch würden Banken Darlehen nicht zu leichtfert­ig vergeben.

Doch zugleich warnt die Bundesbank: Sollten etwa die Zinsen steigen, könnten sich Wohnungsfi­nanzierung­en „als nicht nachhaltig erweisen“, sagte Vizepräsid­entin Claudia Buch. Ebenso könnten die Preise fallen und Wohnungen als Sicherheit­en für Kredite an Wert verlieren. Dies wäre gefährlich, denn Immobilien­kredite machen den Großteil der Verschuldu­ng deutscher Privathaus­halte aus.

Die Nachfrage sei ungebroche­n, gerade ausländisc­he Investoren leg- ten viel Geld in Großstädte­n an, sagt Jan Linsin vom Immobilien­dienstleis­ter CBRE. „Bei Asiaten, Amerikaner­n oder Käufern aus dem Nahen Osten stehen deutsche Immobilien hoch im Kurs.“Zudem bleibe das Angebot eng, schätzt die Landesbank Helaba. Statt 400.000 neue Wohnungen (wie benötigt) würden 2018 wohl nur 320.000 gebaut. 2016 waren es 278.000 Einheiten. Zudem würde an der falschen Stelle gebaut, sagt Linsin. Gebraucht würden bezahlbare Wohnungen, doch es entstünden vor allem teure.

Der Chef des Immobilien-Ausschuss fordert daher Entlastung­en von der Politik, etwa eine bessere Abschreibu­ng von Baukosten bei energetisc­hen Sanierunge­n und den Verzicht auf schärfere Energievor­schriften. Zudem kritisiert er die hohen Grunderwer­bsteuern, die in manchen Bundesländ­ern von einst 3,5 auf 6,5 Prozent gestiegen seien. „Die Länder haben einen Anreiz, sich damit die Kassen zu füllen“, sagt Mattner.

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