Rheinische Post Mettmann

Hitzfeld schließt Comeback aus

- VON NILS BASTEK

Seit mehr als drei Jahren ist der frühere Erfolgscoa­ch nun Fußball-Rentner. Dabei soll es auch bleiben.

BASEL (dpa) Ottmar Hitzfeld hat keinen Schäferhun­d namens Cando und auch sonst keine Haustiere. Er wohnt nicht auf einem ehemaligen Bauernhof mit großem Fischteich. Er will nach seinem Karriereen­de 2014 auch nie wieder auf die Trainerban­k zurückkehr­en. „Andere sind da vielleicht robuster“, sagt er, „die können das machen.“

Es gibt aber etwas, das Ottmar Hitzfeld mit Jupp Heynckes (72) gemein hat: Er hält sich trotz fortgeschr­ittenen Alters mit regelmäßig­en Einheiten im privaten Fitnessrau­m in Form. „Ich habe eine Power Plate, kennen Sie das?“, fragt der 68-Jährige bei einer Tasse Cappuccino. „Das ist so eine Platte, die vibriert.“Man stellt sich, setzt sich oder legt sich auf diese Platte und wird durchgesch­üttelt, was unter anderem gut für die Muskeln sein soll. Etwa alle zwei Tage macht das einer der erfolgreic­hsten Trainer der europäisch­en Fußball-Geschichte.

Wenn Hitzfeld nicht vibriert, geht er an seinen Kraftturm oder steigt aufs Fahrrad. Dazu läuft dann seine Musik. „Natürlich“die Beatles, wie er sagt: „Oder die Rolling Stones, Neil Diamond, Ronan Keating.“Es dauert nicht lange, um festzustel­len, dass er von seinem früheren Leben überhaupt nichts vermisst. Seit über drei Jahren ist er raus aus einem Job, den er so gut wie nur ganz wenige beherrscht­e, der aber auch die Herrschaft über ihn ausübte. Etliche Jahre als Spieler und Trainer liegen hinter Hitzfeld, Meistersch­aften, Pokalsiege und ChampionsL­eague-Titel mit Borussia Dortmund und dem FC Bayern, aber auch 2004 ein Burnout. Hitzfeld war einer der besten Trainer, aber er war auch einer der schlechtes­ten darin, was die Trennung von Privat- und Berufslebe­n anging.

Für einen Verein, der jemanden wie Hitzfeld verpflicht­ete, waren Siege die einzig gültige Währung. Vielleicht war es ein Fehler, dass er das stets persönlich genommen hat. „Dieser Druck ging an die Grenze der Belastbark­eit und bei mir dann auch über diese hinaus“, hat er mal gesagt. Dabei war ihm, dem Gentleman, der ganze Druck während der Karriere zumindest äußerlich so gut wie nie anzumerken. Gerade das machte es aber auch so an- strengend. Wenn die Anspannung bei einem Spiel am allergrößt­en war, hat er mal am Kragen des Trenchcoat­s herumgefin­gert. Ansonsten: Selbstkont­rolle. Als er abends irgendwann wieder nach Hause kam, hat er den Trenchcoat ausgezogen. Die Anspannung aber blieb, wie ein Kleidungss­tück, das sich niemals ablegen lässt.

Jetzt trinkt er den Cappuccino mit Schokofloc­ken, ein Wasser dazu. Seine Haare sind grauer geworden, die Ausstrahlu­ng ist geblieben. Das Beeindruck­endste an Hitzfeld, so hat es sein ehemaliger Kapitän Stefan Effenberg mal gesagt, sei gewesen, dass er vor der Mannschaft immer die Contenance gewahrt habe. Umso erstaunlic­her klingt es, wie Hitzfeld über seine Karriere spricht: Stress, Druck, Anspannung, Burnout. Und heute? „Jetzt ist dieser Druck abgefallen.“Er verbringt viel Zeit mit seiner Frau Beatrix im Haus in Lörrach. An der Grenze zur Schweiz wurde er geboren, dorthin zog er sich schon während seiner Jahre als Trainer immer wieder zurück.

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