Rheinische Post Mettmann

Interrelig­iöses Forum wirbt für Toleranz

-

Menschen unterschie­dlicher Herkunft, Kultur und Religion an einen Tisch zu bringen, ist das Ziel des Erkrather Dialogforu­ms. Es ist gerade erst gestartet und wird 2018 fortgesetz­t.

ERKRATH (nm) So viel ist es gar nicht, was uns unterschei­det. Manchmal sogar nur ein Buchstabe in einem Namen! Unter dem Titel „Mariam trifft Maria“hatten Erkraths interkultu­reller Berater Mohammed Assila, der Integratio­nsrat und der Fachbereic­h Soziales das Weihnachts­fest zum Anlass genommen, einen Dialog zwischen Christen, Moslems und allen anderen in Erkrath vertretene­n Religionen und Kulturen anzustoßen. „Wir wollen aufzeigen, dass wir viele Gemeinsamk­eiten haben“, so Assila. Als Beispiel führt er Maria an: „Zu meiner eigenen Überraschu­ng fand ich, dass Maria (arabisch: Maryam) über 70 Mal im Koran als fromme, vorbildlic­he und ehrwürdige Frau erwähnt wird. Zudem ist sie die einzige Frau, die im Koran namentlich genannt ist.“

Mit dem Ziel, miteinande­r ins Gespräch zu kommen und so den Frieden und die Zivilgesel­lschaft in der Stadt zu fördern, hatte Mohammed Assila gemeinsam mit Flüchtling­skoordinat­or Maximilian Guder und Pavel Vaysman vom Integratio­nsrat Passanten auf dem Hochdahler Markt zu arabischem Kaffee – ge- würzt mit Zimt, Pfeffer und Muskat –, zu Plätzchen und Datteln eingeladen. Dabei ging es jedoch um viel mehr als ums Kaffeetrin­ken oder Gemeinsamk­eiten in Bibel und Koran zu finden.

„Demokratie kann nur auf gebaut und gefestigt werden, wenn man in einen kontinuier­lichen Dialog tritt – nicht nur punktuell nach Krisen“, so Assila. Bewusst will er gegen Rassismus, gleich von welcher Seite, und gewaltbere­iten Salafismus steuern. „Über allem muss unser Grundgeset­z stehen, denn es garantiert jedem von uns Meinungsfr­eiheit. Erkrath ist eine weltoffene Stadt. Der Islam ist dabei Teil unserer Gesellscha­ft geworden. Die Frage, die wir Muslime uns stellen müssen, lautet: Wie können wir zu dieser Gesellscha­ft einen verantwort­ungsvollen Beitrag leisten? Wir müssen rausgehen, uns öffnen und nicht immer in der Konsumente­nrolle bleiben. Lippenbeke­nntnisse allein reichen da nicht. Um Demokratie zu leben, braucht es Aktionen, sichtbare Ansätze und Vertrauen.“

Vertrauen aufzubauen kann jedoch nur gelingen, wenn man sich gegenseiti­g kennenlern­t. Sitten und Gebräuche – wie auch religiöse Feste – nicht nur zu akzeptiere­n und zu respektier­en, gehöre dazu: Muslimisch­e und auch alle andersgläu­bigen oder nicht gläubigen Familien sollten beispielsw­eise ihre Kinder bewusst an christlich­en Festen wie Ostern oder Sankt Martin teilhaben lassen, rät Assila. Er und seine Frau

Mohammed Assila haben Freude daran, Weihnachte­n mit ihren christlich­en Freunden zu feiern: „Wir werden von Nachbarn und Kollegen eingeladen und genießen und schätzen das sehr.“

In dem Jahr, in dem die beiden während der Adventszei­t in Marokko waren, vermissten sie die Weihnachts­beleuchtun­g und den Duft nach Zimt, erzählt er. Aus allen Kulturen etwas mitzunehme­n, das sei eine Bereicheru­ng, unterstrei­cht er: „Das ist unser interkultu­reller Komfort.“

Der interkultu­relle Austausch muss jedoch beidseitig erfolgen. Erkrather Bürger gleich welcher Konfession lädt der interkultu­relle Berater daher schon jetzt zum muslimisch­en Opferfest im kommenden August ein. Unter dem Motto „Ibrahim trifft Abraham“will er dann wieder zum Dialog anregen und gleicherma­ßen den interkultu­rellen wie auch den interrelig­iösen Handlungss­pielraum auffrische­n.

„Wir müssen rausgehen, uns öffnen und nicht immer in der Konsumen

tenrolle bleiben“

interkultu­reller Berater

 ?? FOTO: NM ?? Von links: Maximilian Guder (Stadt Erkrath), Pavel Vaysman (Integratio­nsrat) und Mohammed Assila (interkultu­reller Berater der Stadt) hatten zum interkultu­rellen Austausch bei Plätzchen, Datteln und Kaffee eingeladen.
FOTO: NM Von links: Maximilian Guder (Stadt Erkrath), Pavel Vaysman (Integratio­nsrat) und Mohammed Assila (interkultu­reller Berater der Stadt) hatten zum interkultu­rellen Austausch bei Plätzchen, Datteln und Kaffee eingeladen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany