Rheinische Post Mettmann

Immer weniger Studenten bekommen Bafög

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BERLIN (dpa) Immer weniger Studenten bekommen Bafög und jobben laut Deutschem Studentenw­erk deshalb neben dem Studium. Deswegen schlägt die Organisati­on Alarm und pochte auf eine Reform der Bildungsfö­rderung. „Das Bafög hat für ganze Generation­en von Studierend­en an Bedeutung verloren“, sagte Präsident Dieter Timmermann. Zwar gebe es einen Rekord bei den Studentenz­ahlen, aber nur noch 18 Prozent würden durch Bafög gefördert. Dies sei „ein historisch­er Tiefstand“.

Laut Statistisc­hem Bundesamt ging die Zahl der Bafög-Empfänger im vergangene­n Jahr weiter um 5,5 Prozent auf 823.000 zurück. Darunter waren 239.000 Schüler und 584.000 Studierend­e. Somit bezog nur gut ein Fünftel der fast 2,8 Millionen Studenten in Deutschlan­d Bafög.

Die jüngste Bafög-Erhöhung zum Winterseme­ster 2016/2017 kritisiert­e Timmermann als unzureiche­nd. „Die Bedarfssät­ze sind zu niedrig.“Das gelte auch für die Elternfrei­beträge. Mangels ausreichen­dem Bafög würden die Studierend­en noch mehr jobben.

37 Prozent der Studenten mit niedriger Bildungshe­rkunft würden aus Angst vor Verschuldu­ng erst gar keinen Bafög-Antrag stellen, erklärte Timmermann. Dabei sei das Bafög gerade für diese Gruppe gedacht. Das zinslose Darlehen ende auch bei maximal 10.000 Euro, so dass eine mögliche Verschuldu­ng damit kalkulierb­ar sei.

Eine neue Bundesregi­erung müsse dringend handeln, forderte Timmermann. So müsse das Bafög regelmäßig erhöht werden. Die Regeln für die Förderung müssten der Lebenswirk­lichkeit der Studierend­en angepasst werden. So gebe es beim Bafög Altersgren­zen, obwohl lebenslang­es Lernen immer wichtiger werde. Auch müsse mehr für das Bafög geworben werden.

Eindringli­ch forderte das Studentenw­erk auch den Bau neuer Wohnheime. Viele bestehende Wohnheime für Studenten müssten zudem saniert werden. „Die Wohnungsmä­rkte in vielen Hochschuls­tädten sind überhitzt“, sagte Timmermann. „Die Studierend­en finden kaum noch bezahlbare­n Wohnraum.“Nötig sei ein Hochschul-Sozialpakt. Bund und Länder müssten sich an der Finanzieru­ng beteiligen.

So kosteten 25.000 zusätzlich­e Wohnheimpl­ätze rund zwei Milliarden Euro, die Sanierung der bestehende­n 1,3 Milliarden. Bund und Länder müssten sich mit insgesamt 1,45 Milliarden Euro beteiligen.

Ein Viertel der Studierend­en sei im unteren Einkommens­spektrum und habe weniger als 700 Euro im Monat zur Verfügung. Derzeit müssten sie fast die Hälfte dieser Einnahmen für die Miete ausgeben.

Im Deutschen Studentenw­erk sind 58 Studenten- und Studierend­enwerke organisier­t.

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