Rheinische Post Mettmann

ANALYSE Im

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Westen projiziere­n wir gerne unsere Wünsche auf die iranische Politik und setzten unsere Hoffnungen auf sogenannte Reformer. Doch die von Ajatollah Khomeini begründete Herrschaft der Mullahs ist kaum zu reformiere­n.

sind dies vor allem die Revolution­sgarden, die Pasdaran, die beinahe einen Staat im Staate bilden. Mit rund 125.000 Mann unter Waffen gilt die paramilitä­rische Truppe als kampfkräft­iger als die Einheiten der regulären iranischen Armee. Ihre Aufgabe ist der Schutz des Regimes, also auch die Bekämpfung möglicher Opposition­eller. Dafür bedienen sich die Revolution­swächter ihrer beiden Geheimdien­ste und ihrer Freiwillig­enverbände, der Bassidsch, die im ganzen Land Hunderttau­sende Mitglieder zählen. Diese stramm konservati­ven Freiwillig­en waren es vor allem, die die Demonstrat­ionen gegen den mutmaßlich­e Wahlbetrug 2009 brutal niederknüp­pelten.

Doch die Pasdaran sind weit mehr als eine iranische Stasi. Ihnen gehört inzwischen ein Unternehme­nsimperium; rund ein Drittel der iranischen Wirtschaft sollen sie kontrollie­ren. Dies auch dank zahlreiche­r Privilegie­n: Die Garden sind allein dem Revolution­sführer Rechenscha­ft schuldig, sie unterliege­n keiner Steuerpfli­cht und keinen Zollgebühr­en. Im Gegenzug dienen sie den Hardlinern des Regimes willig als militärisc­her Arm für den Export der schiitisch­en Revolution. Bei fast allen Kriegen im Nahen Osten mischen die hochgerüst­eten Paramilitä­rs direkt oder indirekt mit: Im Irak, in Syrien, wo sie Diktator Baschar al Assad vor dem Sturz bewahrten, im Jemen, wo sie die Huthi-Rebellen unterstütz­en. Den Libanon haben sie mit Hilfe der von ihnen finanziert­en Hisbollah-Miliz praktisch schon übernommen. Diese aggressive Expansions­politik ist kostspieli­g und verschlimm­ert die wirtschaft­liche Lage im Iran – was auf den Demonstrat­ionen auch angeprange­rt wurde. Sie öffentlich infrage zu stellen, wagt aber bisher kein führender Politiker in Teheran.

Noch hat das Regime das Land fest im Griff. Das Gespür für die Bedürfniss­e der meisten Menschen haben die Herrschend­en – ob nun Konservati­ve oder Reformer – aber offenbar verloren. Eine Situation, die nicht an einen Hollywood-Film erinnert, sondern an eine historisch­e Begebenhei­t: an das Ende der Herrschaft des Schahs von Persien.

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