Rheinische Post Mettmann

Loveparade-Prozess: Anwälte stellen Anklage in Frage

-

DÜSSELDORF (RP) „Hier sitzen nur Sündenböck­e“, sagte ein Verteidige­r am fünften Verhandlun­gstag im Loveparade-Prozess. Mehr als sieben Jahre nach der Duisburger Katastroph­e mit 21 Toten und mehr als 650 Verletzten werde das Verfahren nicht zu der von den Angehörige­n und Opfern erhofften Aufklärung führen. „Es sitzen die Falschen auf der Anklageban­k“, sagt ein anderer Anwalt. Angeklagt seien nur „Verdächtig­e aus der zweiten Reihe“.

Nach einer ermüdenden tagelangen Antragsflu­t der Verteidige­r nahmen gestern mehrere Anwälte der insgesamt zehn Angeklagte­n der Stadt Duisburg und des Veranstalt­ers Lopavent Stellung zu den Vorwürfen der Staatsanwa­ltschaft. Ihr Tenor war einhellig: Für das Sicherheit­skonzept sei eine Vielzahl von Personen zuständig gewesen. Mögliche Hauptveran­twortliche säßen aber gar nicht auf der Anklageban­k. Eine Vielzahl von Umständen werde aus der Klageschri­ft ausgeblend­et.

Die Polizei werde „aus der Verantwort­ung herausgeha­lten“, ihre Rolle bei dem „kommunikat­iven Desaster“am Tag der Loveparade verdunkelt. „Die Anklage ist eine Verteidigu­ng der Verantwort­lichen der Polizei und des Innenminis­teriums“, sagte ein Anwalt. „Das ist verstörend und ein Skandal.“Die Juristen warfen der Staatsanwa­ltschaft Einseitigk­eit vor. „Die Polizei bleibt außen vor“, sagte ein anderer Anwalt. „Das schließt ein gerechtes Urteil aus.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany