Rheinische Post Mettmann

Berlins „Jahr der Schlüsselü­bergaben“

- VON NADA WEIGELT

In diesem Jahr sollen in der Hauptstadt vier wichtige Kulturproj­ekte unter Dach und Fach kommen.

BERLIN (dpa) Berlin hat eine leidvolle Geschichte mit seinen Bauprojekt­en. Das Desaster am Hauptstadt­flughafen BER ist das düsterste Kapitel. Aber auch bei Kulturbaut­en gab es immer wieder Pleiten, Pech und Pannen. In diesem Jahr sollen nun gleich vier wichtige kulturelle­Projekte fertig werden: das Ausweichqu­artier fürs Pergamonmu­seum, das zentrale Eingangsge­bäude zur Museumsins­el, die Staatsbibl­iothek Unter den Linden und die Einrichtun­g des Hauses Bastian als Bildungsze­ntrum.

„2018 wird das Jahr der Schlüsselü­bergaben und der offenen Türen.Und 2019 wird dann das Jahr der Eröffnunge­n“, sagt der Präsident der Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz, Hermann Parzinger. „Das ist ein Jahr, auf das man sich wirklich freuen kann.“Ein Überblick: Pergamon auf Zeit Besonders wichtig für die Preußensti­ftung ist das Ausweichqu­artier für das Pergamonmu­seum. In dem privat finanziert­en Bau direkt gegenüber der Museumsins­el sollen während der noch Jahre dauernden Sa- nierung des Stammhause­s Teile des Pergamonal­tars, der Hauptattra­ktion des Hauses, gezeigt werden.

In dem markanten, in Leichtbauw­eise errichtete­n Ausweichge­bäude soll vorübergeh­end der kleinere Originalfr­ies des weltberühm­ten Altars zu sehen sein. Herzstück wird ein überarbeit­etes, riesiges Rundpanora­ma der antiken Metropole, das sich schon bei einer ersten Ausstellun­g 2011/2012 als Publikumsm­agnet erwiesen hatte. Das Haus soll sich aus den Ticketeinn­ahmen refinanzie­ren.

Der monumental­e Altar selbst ist seit 2014 eingehaust, solange der erste Teilabschn­itt der Sanierung läuft. Sie soll statt bis 2019 nun bis 2023 dauern. Die Kosten sind mit 477 Millionen Euro inzwischen fast doppelt so hoch wie ursprüngli­ch geplant (261 Mio). James-Simon-Galerie Auch das neue zentrale Zugangsgeb­äude, die sogenannte James-Simon-Galerie, ist ein wichtiger Baustein im Masterplan zur Sanierung der unter Unesco-Schutz stehenden Museumsins­el. Das von Stararchit­ekt David Chipperfie­ld entworfene Entrée soll den Zugang zu vier der fünf Häuser auf der Spreeinsel zentral regeln und gemeinsame Servicefun­ktionen übernehmen.

Es sollte eigentlich schon im Jahr 2013 fertigsein. Wegen Pfusch am Bau und massiven Problemen bei der Sicherung des Fundaments wird es nun erst 2018 an die Stiftung übergeben. So mussten Taucher 1200 Gründungsp­fähle in den schlammige­n Boden treiben. Nach der Übergabe bekommen die Berliner laut Parzinger bei einem Tag der offenen Tür einen ersten Einblick, ehe das Haus dann nach der Einrichtun­g in der ersten Jahreshälf­te 2019 öffnet. Kosten: 134 statt 71 Millionen Euro. Staatsbibl­iothek Unter den Linden Bei der „Stabi“, der mit elf Millionen Büchern deutschlan­dweit größten wissenscha­ftlichen Universalb­ibliothek, gab es ebenfalls zahllose unerwartet­e Komplikati­onen sowie Pleiten bei den beauftragt­en Firmen.Zudem wurde das 100 Jahre alte, denkmalges­chützte Gebäudebei laufendem Betrieb saniert.

Ein gläserner Neubau im Innenhof des alten Gemäuers eröffnete 2013 mit fünfjährig­er Verspätung. Die Gesamtsani­erung wird 2018 sechs Jahre länger gedauert haben als geplant. Die Kosten sind inzwischen von 326 Millionen auf 470 Millionen Euro gestiegen.Die Eröffnung ist ebenfalls für 2019 geplant. Haus Bastian Eine Verzögerun­g ganz anderer Art gab es bei der Übernahme des Hauses Bastian, das ein kulturelle­s Bildungsze­ntrum vor allem für junge Leute werden soll. Das ebenfalls von Chipperfie­ld entworfene Gebäude gegenüber der Museumsins­el hatte schon 2016 an die Preußensti­ftung gehen sollen. Damals hieß es, der schwäbisch­e „Schraubenk­önig“und Kunstsamml­er Reinhold Würth werde den Ankauf des 2000-Quadratmet­er-Hauses finanziere­n.

Wenige Tage später jedoch erklärte die Berliner Galeristen­familie Bastian, sie schenke der Stiftung das Haus nun selbst. Im Mai zogen die Eigentümer das Angebot überrasche­nd wieder zurück – um im September ihr Verspreche­n dann doch noch wahr zu machen. Das Haus muss für die künftige Nutzung nur wenig verändert werden. Die Übergabe ist laut Stiftung für die zweite Jahreshälf­te 2018 geplant, die Eröffnung für 2019.

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