Rheinische Post Mettmann

Kalenderbl­att 5. Januar 1953

- TEXT: JENI / FOTO: WIKIPEDIA

Der Titel des Theaterstü­ckes, das der Autor Samuel Beckett 1949 verfasste, sagt alles über dessen Inhalt: „Warten auf Godot“ist ein Zweiakter, in dem nicht viel anderes passiert, als dass die Hauptfigur­en auf die Ankunft einer weiteren Person warten, die nie erscheint. Estragon und Wladimir befinden sich dabei an einem nicht näher definierte­n Ort, vermutlich einer Landstraße. Später ergänzen der Landbesitz­er Pozzo und sein Diener Lucky die Gruppe der Wartenden. Beckett selbst (Foto aus dem Jahr 1977) glaubte nicht so recht an den Erfolg seines Stückes. Vermutlich sorgte seine Lebensgefä­hrtin Suzanne Dechevaux-Dumesnil dafür, dass „Warten auf Godot“schließlic­h am 5. Januar 1953 auf der Bühne des Pariser Théâtre de Babylone uraufgefüh­rt wurde. Regisseur war Roger Blin, der selbst die Rolle des Pozzo übernahm. Bis heute rätseln die Menschen darüber, wen oder was Beckett mit „Godot“meinte. Nach der populärste­n Interpreta­tion handelt es sich bei dem sehnsüchti­g Erwarteten um einen Heilsbring­er, eine Art Messias, an den zu glauben die Menschheit wohl nie ganz aufgeben wird. Andere Interprete­n sahen in Godot ein Mitglied der Résistance, das Estragon und Wladimir versproche­n hatte, sie aus dem von Deutschlan­d besetzten Frankreich zu bringen. Beckett selbst erklärte sich nie zur wahren Identität seiner nie erscheinen­den Hauptfigur – und so bleibt „Warten auf Godot“bis heute ein Rätsel.

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