Kalenderblatt 5. Januar 1953
Der Titel des Theaterstückes, das der Autor Samuel Beckett 1949 verfasste, sagt alles über dessen Inhalt: „Warten auf Godot“ist ein Zweiakter, in dem nicht viel anderes passiert, als dass die Hauptfiguren auf die Ankunft einer weiteren Person warten, die nie erscheint. Estragon und Wladimir befinden sich dabei an einem nicht näher definierten Ort, vermutlich einer Landstraße. Später ergänzen der Landbesitzer Pozzo und sein Diener Lucky die Gruppe der Wartenden. Beckett selbst (Foto aus dem Jahr 1977) glaubte nicht so recht an den Erfolg seines Stückes. Vermutlich sorgte seine Lebensgefährtin Suzanne Dechevaux-Dumesnil dafür, dass „Warten auf Godot“schließlich am 5. Januar 1953 auf der Bühne des Pariser Théâtre de Babylone uraufgeführt wurde. Regisseur war Roger Blin, der selbst die Rolle des Pozzo übernahm. Bis heute rätseln die Menschen darüber, wen oder was Beckett mit „Godot“meinte. Nach der populärsten Interpretation handelt es sich bei dem sehnsüchtig Erwarteten um einen Heilsbringer, eine Art Messias, an den zu glauben die Menschheit wohl nie ganz aufgeben wird. Andere Interpreten sahen in Godot ein Mitglied der Résistance, das Estragon und Wladimir versprochen hatte, sie aus dem von Deutschland besetzten Frankreich zu bringen. Beckett selbst erklärte sich nie zur wahren Identität seiner nie erscheinenden Hauptfigur – und so bleibt „Warten auf Godot“bis heute ein Rätsel.