Rheinische Post Mettmann

Die Küche Vietnams mit etwas Fantasie

- VON HOLGER LODAHL

Das Tam Tam hat vor kurzem in Flingern eröffnet. Spezialitä­ten in dem Restaurant sind vietnamesi­sche Speisen wie das Gericht „Rollenspie­l“.

Unbedarfte Gäste des Restaurant Tam Tam dürften erst einmal stutzen, wenn sie im Untergesch­oss in die Waschräume einkehren. Denn auf dem Boden ist die Silhouette einer liegenden Person nachgezeic­hnet – als ob die Polizei mit Kreide nachgezeic­hnet hat, wie ein Opfer gefunden wurde. Ein zweiter Blick aber lässt aufatmen: Auch die Konturen einiger Flaschen sind zu sehen, das Ganze ist also eine kleine Anekdote und soll mit Humor verstanden werden. Typisch ist das für das Tam Tam. „Wir haben bei Einrichtun­g und Deko unserer Fantasie freien Lauf gelassen“, sagen die Brüder Phong (34 Jahre) Phu Le (32), die das Tam Tam zusammen im November eröffnet haben. In dem neuen Restaurant in Flingern sind viele weitere Kuriosität­en versteckt, und es macht Spaß, sie zu entdecken – auf der Speisekart­e zum Beispiel.

Die jungen Gastronome­n im Tam Tam servieren klassische vietnamesi­sche Speisen, modern interpreti­ert. Da gibt es in der Kategorie „Fingerfood“ein „Reibedatsc­hi“(Reibekuche­n, Süßkartoff­el-ApfelJulie­nne, Garnelen, 5,90 Euro) und ein „Wantamtam“(gedämpfte Wantan, Huhn, Sesam, 4,90 Euro). Salate tragen Namen wie „Der scharfe Papa“(grüner Papaya-Karotten-Salat mit Garnelen, 8,90 Euro) und „Duckface Diana“(Ente, Avocado, Gurken, Spinat, 8,90 Euro), die Kokosmilch-Hühnersupp­e heißt „Püppchen“(4,90 Euro). Zu den Hauptgeric­hten zählen „Mango tanzen“(Rind, Mango, Spinat, 12,90 Euro), „Beef ohne Streit“(Rind, Chili, Zitronengr­as, 12,90 Euro) und „Ohne Fleiß, keinen Reis“(gebratener Reis, Huhn, Gemüse, 10,90 Euro).

Die Bowl „Frühlingsg­efühle“enthält knusprige Rollen, Sprossen der Mungobohne und Erdnüsse (12,90 Euro). Die „Holy Bowly“sättigt mit Rindfleisc­h im Betelpfeff­erblatt, Salat und Kräutern (12,90 Euro). Geschmackl­ich alles sehr gut, aber etwas mehr Wumm können die deutschen Zungen doch vertragen, wie wir beim Probieren der Bowl „Steven“dachte. Die gut gefüllte Schale mit Zitronengr­as, Chili, Sprossen, Tofu und Erdnüssen ist durch ein kleines Paprika-Symbol auf der Speisekart­e gekennzeic­hnet, dürfte aber Freunde von Scharfem nicht so richtig glücklich machen. Allerdings: Besseren Tofu dürfte es anderswo kaum geben. Fest angebraten sind die großen Stückchen, wunderbar würzig im Geschmack und nicht zu knapp in der Menge. Die „Steven-Bowl“ist aber leider die einzige vegetarisc­he Speise der regulären Karte – sehr schade und für ein modernes Restaurant mit asiatische­r Küche etwas verwunderl­ich.

Wer selbst kreativ werden möchte, lässt sich auf ein „Rollenspie­l“(ab 18,90 Euro) ein, mit den traditione­llen vietnameis­chen Sommerroll­en. Auf den Tisch kommt eine Platte mit Gemüse und Reisnudeln sowie je nach Geschmack mit würzigem Fleisch vom Rind, Schwein, Huhn oder noch einmal das köstli- che Tofu. Hinzu kommen feine und dünne Blätter aus Reispapier, das zuvor in Wasser eingelegt war und daher weich und etwas klebrig ist. Der Gast belegt die fast durchsicht­igen Blätter mit seinen Lieblingsz­utaten und formt das kulinarisc­he Ensemble zu einer Rolle. Das bedarf Fantasie und Fingerfert­igkeit, manche Speise ähnelt eher einem wirren Knäuel. Aber es macht Spaß, sie mit Soßen aus Erdnuss, Chili, Tamarin- de oder Fisch zu verputzen. Und wenn mal etwas auf den Tisch oder den Teller zurückplum­pst – egal: Im Tamtam werden auch solcherlei Patzer mit Humor genommen.

Am Ende bleibt die Frage: Woher kommt Tam Tam, der Name des Lokals? Auch da zeigt sich eine gewisse Fantasie. „TamTam ist vietnamesi­sch und bedeutet 88 – unsere Hausnummer an der Ackerstraß­e“, sagen die Brüder Phong und Phu Le.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Klassische vietnamesi­sche Speisen, modern und mit etwas Humor interpreti­ert, gibt es im Tam Tam.

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