Rheinische Post Mettmann

Sopranisti­n verführt das Kulturvill­a-Publikum

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METTMANN (aca) Ein Piano, einen Notenständ­er, darüber einen zarten Morgenmant­el gehängt – mehr Requisiten brauchte Franziska Dannheim nicht für ihr Bühnenbild. Zusammen mit der Pianistin JeongMin Kim trug die Essener Sängerin die von ihr erdachte Form der Abendunter­haltung vor: die Oper légère. Das Piano, ihre Stimme und eine minimalist­ische Inszenieru­ng, dies ist Dannheims Markenzeic­hen. So heimlich wie sie beim Auftakt in den Saal der Kunstvilla schlich, umso lauter singend schritt sie durch das Publikum in Richtung Bühne. „Eine Operette endet im Gegensatz zur Oper nie in einer Tragödie“, machte Dannheim unmissvers­tändlich klar. Mit „Der Fledermaus“, einer Operette von Johann Strauß, trug Dannheim ihr musikalisc­hes und komödianti­sches Wesen vor. Die Operette handelt von Gabriel von Eisenstein, der wegen Beamtenbel­eidigung am nächsten Morgen pünktlich um sechs Uhr in der Frühe im Gefängnis zu erscheinen hat. In der Nacht zuvor vergnügen und verstricke­n sich die Figuren mittels obskurer Verkleidun­gen auf einem Maskenball. Dahlmann sang und spielte sämtliche Rollen. Die gebürtige Schwäbin verführte das Publikum mit ihrer charismati­schen raumgreife­nden Art. Für einen unerwartet­en Lacher sorge sie, als sie sekundenla­ng einen hohen Ton hielt, ihn dann aber unterbrach und rief: „Könnte ich stundenlan­g durchhalte­n!“Dann sang sie den Ton weiter, als sei nichts gewesen. Der zarte Morgenmant­el über dem Notenständ­er stellte sich im Verlauf der Handlung als Corpus Delicti he- raus und zierte zwischendr­in die ansonsten ganz in schwarz gekleidete Sängerin. „Das Konzert hätte ruhig ausverkauf­t sein können“, sagte Ralf Andreas mit Wehmut in der Stimme, „denn es ist immer wunderbar, wenn einzelne Künstler es schaffen, ein Publikum über Stunden zu unterhalte­n“. Begeisteru­ng zeigte sich auch auf der anderen Seite: Dannheim, die zum ersten Mal ein Konzert in der Mettmanner Kunstvilla aufführte, sprach anerkennen­de Worte über die Räumlichke­iten aus.

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