Rheinische Post Mettmann

INTERVIEW Eine Leidenscha­ft für Blutsauger

- VON STEPHAN EPPINGER

Michael Kunze ist der Autor des Musicals „Tanz der Vampire“, das ab dem 14. Februar im Musical Dome zu Gast ist.

Herr Kunze, wie sind Sie zum Musical „Tanz der Vampire“gekommen? KUNZE Den Film habe ich schon immer geliebt. Die Idee, daraus ein Musical zu machen, kam vom Produzente­n des Films, Andrew Braunsberg. Es hat mehr als zehn Jahre gedauert, bis diese Idee in die Realität umgesetzt werden konnte. Das geschah in den 90ern, als „Elisabeth“als Musical mit internatio­nalem Niveau in Wien seine ersten Erfolge feierte. Braunsberg nahm mit mir Kontakt auf und ich war froh gefragt zu werden. Waren Sie von Anfang an vom Erfolg der Idee überzeugt? KUNZE Nein, zu Beginn war ich skeptisch, da der Film eine Parodie auf das Genre Horrorfilm war und nur über eine lose Handlung mit verschiede­nen Horrorfigu­ren verfügte. Es brauchte erst eine gute Geschichte, um aus dem Film ein Bühnenstüc­k zu machen. Und mit diesem Gedanken bin ich dann zu Roman Polanski nach Paris gereist. Er hatte keine Ahnung von Musicals und gab mir deshalb freie Hand beim Schreiben. Und dann entstand die Geschichte zum Musical. KUNZE Ich habe ein detaillier­tes Exposé verfasst mit einer sinnvollen Bühnengesc­hichte, die mich auch persönlich interessie­rt hat. Es geht darin ums Erwachsenw­erden. Die amoralisch­e und rücksichts­lose Welt der Erwachsene­n wird durch die Vampire repräsenti­ert. Der Mythos der Vampire selbst hat sehr viel mit Sexualität zu tun, wenn junge Menschen das für sich entdecken. Im Stück ist es der junge Begleiter des Professors, der sich in das junge Mädchen verliebt. Sein Kontrahent ist der erfahrene Graf, der das Mädchen zum Ball der Vampire einlädt, wo sie freiwillig ihr Blut zur Verfügung stellen soll. So entsteht eine interessan­te Dreiecksbe­ziehung. Wie hat Polanski reagiert? KUNZE Ihm hat die Geschichte so gut gefallen, dass er selbst die Regie für das Musical übernehmen wollte. Mit Jim Steinman haben wir den passenden Komponiste­n gefunden – für mich ist er der Wagner der Popmusik. Über einen Zufall konnte ich den Kontakt zum ihm in New York aufbauen. Auch er war sehr an der Vampirwelt interessie­rt. Er gab mir einen Koffer mit Demobänder­n, ich sollte daraus mit den Texten ein Musical basteln. Der Großteil war nicht veröffentl­icht, es gab aber auch Songs wie „Total Eclipse of the Heart“, die ich unbedingt dabei haben wollte. Es ist das Leitmotiv des Musicals. Drei bis vier Stücke wurde noch extra für das Stück komponiert. Wie lange hat das Projekt bei der Umsetzung gebraucht? KUNZE Etwa zwei Jahre. Bei „Elisabeth“waren es sieben. Insofern ging alles eher schnell. Dabei ist Jim sehr langsam bei seiner Musik. So habe ich unbedingt ein richtig kitschiges Liebeslied für eine Szene gebraucht. Ich habe einige Zeilen geschriebe­n, danach saßen wir gemeinsam am Klavier. Bis die Melodie stand, hat es aber noch mal gut drei Wochen gedauert. Beim Musical geht es oft auch um gute handwerkli­che Arbeit, da muss alles passen. Aber es geht auch schneller, aktuell schreibe ich mit Albert Hammond das Musical „Matterhorn“, der braucht für einen Song nur fünf Minuten oder die Musik funktionie­rt gar nicht. Wie war die Arbeit mit Roman Polanski? KUNZE Es war nicht immer einfach, einen Filmemache­r mit der Dramaturgi­e eines Musicals zusammenzu­bringen. So wurde er in die Musik erst einbezogen, als die Stücke fertig waren. Aber teilweise wollte er Stücke wie den heutigen Hit „Unstillbar­e Gier“ganz entfernen, was Jim partout verweigert hat. Da war ich oft als Mittler zwischen den beiden im Einsatz. Am Ende konnten wir uns nach langer Diskussion auf Kürzen einigen. Das war also nicht immer ganz einfach? KUNZE Polanski ist ein Genie, es ist aber auch ein Stück weit Kind geblieben. Es ist sehr spontan und hat den Charme und den Trotz eines Kindes. Es ist ein Erlebnis, mit ihm zu arbeiten. Info „Tanz der Vampire“gastiert vom 14. Februar bis zum 30. Juni im Musical Dome . Shows gibt es Di, Do und Sa 19.30 Uhr, Mi 18.30 Uhr, Sa 14.30 Uhr und So 14 und 19 Uhr, Tickets kosten ab 31.50; Tel.: 0221/ 57790.

Harry Potter in der Arena

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FOTOS: DPA/STAGE ENTERTAINM­ENT Michael Kunze ist Autor von Musicals wie „Tanz der Vampire“und „Elisabeth“. Er hat aber auch Lieder für Musikstars wie Udo Jürgens oder Peter Maffay geschriebe­n.
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