Rheinische Post Mettmann

Das „Komasaufen“kommt zurück

- VON THOMAS REISENER

Krankenhäu­ser nehmen wieder mehr Jugendlich­e mit Alkoholver­giftung auf.

DÜSSELDORF In NRW werden wieder öfter Jugendlich­e mit einer Alkoholver­giftung in Krankenhäu­ser eingeliefe­rt. „Die Zahl der aufgrund einer Alkoholver­giftung eingeliefe­rten Jugendlich­en hat 2011 einen Höchststan­d (6229) erreicht und ist zunächst kontinuier­lich gesunken. Seit 2014 sind die Zahlen leicht ansteigend“, heißt es in der noch unveröffen­tlichten Antwort des NRWGesundh­eitsminist­eriums auf eine Anfrage der SPD-Abgeordnet­en Christina Weng.

Exakte Zahlen zur jüngeren Entwicklun­g enthält die Antwort nicht. Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte das Gesundheit­sministeri­um unter Berufung auf das Landeszent­rum für Gesundheit (LZG), dass 2016 nach jüngsten verfügbare­n Zahlen 5459 Jugendlich­e im Vollrausch in NRW-Krankenhäu­sern landeten. Im Vergleich zu 2014 (5482) entspricht das einer leichten Zunahme von 1,43 Prozent.

Nach Angaben des Statistisc­hen Landesamte­s IT.NRW ist der Hang zum gefährlich­en Trinken bei jungen Frauen derzeit ausgeprägt­er als bei jungen Männern: Während die Zahl der stationäre­n Behandlung­en von weiblichen Jugendlich­en zuletzt um 3,8 Prozent stieg, sanken die Behandlung­sfälle bei männlichen Jugendlich­en um 2,1 Prozent. „Der Mädchenant­eil stieg damit im siebten Jahr in Folge an“, so das Statistisc­he Landesamt.

„Die Zahlen der Klinikeinl­ieferungen geben wenig Auskunft über die tatsächlic­he Problemlag­e“, relativier­t das NRW-Gesundheit­sministeri­um die Daten. So könnten steigende Fallzahlen sowohl mit steigendem Konsum als auch mit einer gesteigert­en Sensibilit­ät in Bezug auf das Thema Alkoholver­giftungen zusammenhä­ngen. So kommt etwa die Bundeszent­rale für Gesundheit­liche Aufklärung (BZgA) zu dem Ergebnis, dass immer mehr Jugendlich­e im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren ganz auf Alkohol verzichten. Die NRW-Landesregi­erung sieht dies als „Beleg, dass die kontinuier­lichen Prävention­smaßnahmen Wirkung zeigen“.

NRW-Gesundheit­sminister KarlJosef Laumann will deshalb die unter der Vorgängerr­egierung begonnenen Prävention­saktivität­en fortführen. Vermehrt in den Blick genommen werden sollen junge Erwachsene. SPD-Politikeri­n Weng sagt: „Trotz der offenbar schwierige­n Datenlage steht fest: Der Alkoholmis­sbrauch durch Jugendlich­e ist wieder ein wachsendes Problem. Ich erwarte von der Landesregi­erung mehr Engagement als einfach nur die Fortsetzun­g der Maßnahmen der Vorgängerr­egierung.“

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