Rheinische Post Mettmann

NRW-Regierung erhöht Druck auf säumige Väter

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Im Haushalt wollen CDU und FDP die Kommunen bei der Flüchtling­sintegrati­on entlasten. Die Grünen fordern mehr Transparen­z.

DÜSSELDORF Kurz vor Verabschie­dung des NRW-Haushalts für 2018 haben die Regierungs­fraktionen noch zahlreiche Änderungen angekündig­t. Anders als bisher geplant soll nach dem Willen von CDU und FDP die Integratio­nspauschal­e des Bundes jetzt doch in Teilen an die Kommunen weitergege­ben werden. 100 Millionen der insgesamt 434 Millionen Euro will die Regierungs­koalition dafür nun zur Verfügung stellen. Zur Gegenfinan­zierung sollen 80 Millionen Euro aus dem Pensionsfo­nds entnommen werden. Weitere 20 Millionen Euro an Finanzmitt­eln werden frei, weil sich die Zinsen günstiger entwickelt hätten als zunächst angenommen, sagte CDU-Fraktionsc­hef Bodo Löttgen.

Mit der Weitergabe der Integratio­nspauschal­e kommen die Regierungs­fraktionen Forderunge­n der kommunalen Spitzenver­bände nach, die darauf gepocht hatten, einen Teil der Kosten für die Integratio­n der Flüchtling­e erstattet zu bekommen. Entspreche­nd begrüßten diese Interessen­vertretung­en gestern die Finanzspri­tze als ein „wichtiges Zeichen des Respekts und der Anerkennun­g der kommunalen Integratio­nsarbeit.“

Insgesamt legten die NRW-Koalitions­fraktionen über 30 Änderungsa­nträge vor. Zu den größeren Posten zählten zusätzlich­e Mittel von vier Millionen Euro, um den Unterhalt von säumigen Eltern, meist Vätern, effektiver eintreiben zu können als bisher. Zurzeit sind den 187 Jugendämte­rn in NRW laut Löttgen 335.000 entspreche­nde Fälle bekannt. Die Landesregi­erung will das Eintreiben der Unterhalts­zahlungen bei den säumigen Eltern künftig zentral bearbeiten. Zusätzlich fünf Millionen Euro sollen für die Anschaffun­g neuer SEK-Schutzhelm­e ausgegeben werden und weitere knapp vier Millionen Euro für die Einrichtun­g von Haftplätze­n für ausreisepf­lichtige Flüchtling­e. Kitas sollen mehr Geld für die Sprachförd­erung bekommen und Kinderfeue­rwehren für die Anschaffun­g von Bussen.

Die Kosten der Wunschlist­e von 49 Millionen Euro sind gemessen am gesamten NRW-Haushalt von 74,5 Milliarden Euro gering. An diesem Gesamtvolu­men soll sich nach Angaben von FDP-Fraktionsc­hef Christof Rasche nichts ändern, weil die Ausgaben durch Umschichtu­ngen und durch nicht abgerufene Mittel gegenfinan­ziert werden sollen. Zugute kommt der Landesregi­erung auch, dass die Steuereinn­ahmen höher ausfielen als erwartet. Einen Teil will die schwarz-gelbe Koalition nutzen, um die Neuverschu­ldung um einen dreistelli­gen Millionenb­etrag zu senken.

NRW-Grünen-Fraktionsc­hefin Monika Düker kritisiert­e, dass CDU und FDP die Haushaltsg­rundsätze der Wahrheit und Klarheit verletzten, weil nicht deutlich werde, wo sie die Mittel für die Ausgabenwü­nsche hernehmen wollten. Anders als CDU und FDP zu Opposition­szeiten gefordert hätten, würden die Mehr- einnahmen nicht konsequent genutzt, um die Schulden des Landes zu senken. „Stattdesse­n fließen 680 Millionen Euro in den Pensionsfo­nds“, sagte Düker. Auch setze die Regierungs­koalition falsche Schwerpunk­te. Aus Sicht der Grünen muss mehr Geld in die SchulGanzt­agsbetreuu­ng fließen, um Erzieher einstellen zu können. Nachgebess­ert werden müsse auch bei Langzeitar­beitslosen. Düker forderte zudem, die Integratio­nspauschal­e nicht pro Flüchtling zu verteilen, wie CDU und FDP es planen, sondern nach dem tatsächlic­hen Bedarf, den die Gemeinden anmelden.

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