Rheinische Post Mettmann

Vier Frauen führen Börsenkonz­erne

- VON BRIGITTE SCHOLTES

Der Anteil weiblicher Vorstände steigt kaum. Eine Quote gibt es bislang nicht.

FRANKFURT In drei Viertel aller 160 börsennoti­erten Unternehme­n sind die Vorstände noch ausnahmslo­s männlich. Immerhin aber ist der Anteil der Frauen im Jahresverg­leich leicht von 6,5 auf 7,3 Prozent gestiegen. Das hat eine Studie des Prüfungs- und Beratungsu­nternehmen­s EY ergeben. In den untersucht­en Unternehme­n im Dax, MDax, SDax und TecDax sind 50 Vorstände weiblich, sieben mehr als ein Jahr zuvor. 636 sind männlich, zwölf mehr als vor einem Jahr. In 27 Prozent aller Unternehme­n sitzt mindestens eine Frau im Vorstand, bei vier Prozent sind es zwei oder mehr, unter anderem bei Allianz. Daimler, Deutsche Bank, SAP und Siemens. Nur vier kleinere Unternehme­n werden von Frauen geführt, je zwei im SDax und TecDax.

All das zeige, dass der Weg von Frauen in die Führungssp­itzen der Unternehme­n mühsam und steinig bleibe, sagt Ulrike Hasbergen, Part- nerin bei EY. Ihr ernüchtern­des Fazit: „In den Vorstandse­tagen sitzen mehrheitli­ch Männer, daran ändert sich trotz freiwillig­er Quoten und öffentlich­er Debatten wenig.“Sollte die Zahl der Frauen in Vorstandsg­remien weiter so langsam steigen wie 2017, werde es bis 2038 dauern, bis ein Drittel der Vorstandsp­osten mit Frauen besetzt sei.

Eine Quote gibt es für Vorstände noch nicht, anders als für Aufsichtsr­äte. In den Kontrollgr­emien von 101 börsennoti­erten Firmen, die voll mitbestimm­ungspflich­tig sind, müssen seit 2015 30 Prozent der Mandate bei Frauen liegen.

Das Beispiel der Aufsichtsr­äte zeigt, dass es genug Frauen gibt, die die nötige Qualifikat­ion auch für den Vorstand haben. Ausreden zählten nicht mehr, mahnt EY-Partnerin Hasbergen. Unternehme­n seien gut beraten, Frauen zu fördern und ihnen auch die Chance auf entspreche­nde Vorstandsp­osten zu geben. „Ansonsten dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis wir auch dafür eine gesetzlich­e Quote bekommen“, glaubt die EY-Partnerin. Wegen der guten Konjunktur werde der Fachkräfte­mangel immer deutlicher. Hasbergen: „Gut ausgebilde­te Frauen werden dringender in den Konzernen benötigt denn je.“Wer ihnen keine attraktive Angebote mache, werde im Wettbewerb um Fachkräfte das Nachsehen habe.

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FOTO: DPA Eine der wenigen Chefinnen eines Börsenkonz­erns: Angela Titzrath führt den Hamburger Hafen.

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