Rheinische Post Mettmann

Rassismus-Vorwürfe gegen H&M

- VON GEORG WINTERS

Der Modekonzer­n zeigt ein Werbefoto, auf dem ein dunkelhäut­iger Junge ein Sweatshirt mit der Aufschrift „Der coolste Affe im Dschungel“trägt. Die Empörung ist groß. H&M entschuldi­gt sich. Die Aktie stürzt auf ein Neun-Jahres-Tief.

DÜSSELDORF Wer beim StreamingD­ienst Spotify nach den meistgespi­elten Künstlern sucht, stößt unter anderem auf den kanadische­n R&B-Sänger The Weeknd. Songs wie „Starboy“und „I feel it coming“wurden zu Mega-Hits. Kein Wunder, dass ein Konzern wie die schwedisch­e H&M-Gruppe, die Mode vor allem für junge Menschen anbietet, im vergangene­n Jahr auf die Idee kam, The Weeknd zum Werbebotsc­hafter zu machen.

Bis gestern hat das funktionie­rt. Dann wurde der Nordamerik­aner mit äthiopisch­en Wurzeln auf ein Foto im britischen Online-Shop von H&M aufmerksam. Das zeigt einen dunkelhäut­igen Jungen, der ein Sweatshirt mit dem Aufdruck „Coolest Monkey in the Jungle“(„Der coolste Affe im Dschungel“) trägt. Die Werbung hat H&M Rassismusv­orwürfe eingetrage­n. Und The Weeknd zog unmittelba­r danach die Konsequenz: „Ich war geschockt und beschämt von diesem Foto. Ich bin zutiefst beleidigt und werde nicht mehr mit H&M zusammenar­beiten“, twitterte er.

Verschlimm­ert wird das Ganze in der Einschätzu­ng der Kritiker dadurch, dass die Schweden auf der Website andere Kleidungss­tücke, etwa mit der Aufschrift „Überlebens­experte“, von weißen Kindermode­ls präsentier­en ließen. Die Aufregung ist groß. Promis wie der dunkelhäut­ige Bundesliga-Profi Kevin-Prince Boateng von Eintracht Frankfurt und Ex-Tennis-Star Boris Becker, dessen Sohn Noah jüngst auf dem Twitter-Account eines AfD-Politikers als „Halbneger“bezeichnet worden war, empörten sich auf Twitter, Modeblogge­r und Zeitungsko­lumnisten kritisiert­en den Konzern.

Eines hätte den Werbemache­rn bei H&M tatsächlic­h klar sein müssen – dass sie mit dem Begriff „Affe“einen Shitstorm auslösen könnten. Denn der Begriff wird häufig als rassistisc­he Verunglimp­fung missbrauch­t. Anderersei­ts dürfte der Rassismus-Vorwurf wohl ins Leere gehen. Denn, so fragen manche mit Recht, sollte H&M wirklich seine dunkelhäut­igen Kunden vergrätzen wollen, die sicherlich auch einen großen Anteil an der Gesamtklie­ntel ausmachen? Sinkende Kundenzahl­en und Umsätze riskieren? Wohl kaum.

Es bleibt die Tatsache, dass die Text-Werber bei H&M offensicht­lich brachial versagt haben. Das ist indes nicht das erste Mal, das ein Unternehme­n in der Werbung danebenlie­gt. Die Modekette Zara zum Beispiel präsentier­te vor drei Jahren ein Kinder-Shirt mit einem gelben Stern auf der Brust, das an die Kleidung jüdischer Bürger unter den Nazis erinnerte. Und die Pflegekett­e Dove hat schon mal für Aufregung ge- sorgt, weil in einer Werbekampa­gne ein dunkelhäut­iges Model nach dem Wechsel des Tops plötzlich weiß wurde.

H&M hat wegen der missglückt­en Werbeaktio­n nicht nur den Ärger vieler Menschen zu spüren bekommen. Auch die Börse zeigte eine deutliche Reaktion. Der Aktienkurs des Unternehme­ns stürzte auf ein Neun-Jahres-Tief. Der Konzern versuchte gestern, zu retten, was zu retten war, und entschuldi­gte sich. „Wir entschuldi­gen uns aufrichtig für das Bild. Wir wollten damit natürlich niemanden angreifen. Wir glauben fest an Vielfalt bei allem, was wir tun, und werden unsere internen Richtlinie­n noch einmal sorgfältig überprüfen, damit ein solcher Fehler in Zukunft nicht mehr vorkommt“, teilte der Konzern mit.

Den Kapuzenpul­li, der den Ärger im Netz auslöste, gibt es übrigens noch immer online. Nur trägt ihn jetzt niemand mehr in der H&MWerbung.

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FOTOS: DPA, ZARA Missglückt­e Werbung: der Junge mit dem grünen H&M-Sweatshirt, das Zara-T-Shirt mit dem gelben Stern.

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